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"Buendnerwald" Oktober 2021

Literaturverzeichnis

Literaturverzeichnis zur Ausgabe Oktober 2021

Quellenangaben zu Artikel "Neue Möglichkeit zum Schonen von Habitatbäumen in Graubünden"
(Bündner Wald, Ausgabe Oktober 2021, S. 12-15)

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(Bündner Wald, Ausgabe Februar 2021, S. 16-20)

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Quellenangaben zu Artikel "Bodenpilze reagiren empfindlich auf den Klimawandel"
(Bündner Wald, Ausgabe Februar 2021, S. 48-51)

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Pflanzen- und Schmetterlingsarten in den Selven von Soazza

Oberhalb von Soazza bei Mont Grand dehnen sich grosse Kastanienselven aus. Seit den 50er-Jahren wurden diese lange Zeit nicht mehr bewirtschaftet und wandelten sich in dichte Wälder mit wenig Pflanzenbewuchs in der Krautschicht um. Die gepflegten Selven beherbergen dank den halb offenen Lebensräumen und dem Vorhandensein von Monumentalkastanien diverse seltenste Tier- und Pflanzenarten. Deshalb wurden seit 1997 im Misox, dank Forstprojekten, 72 ha Kastanienselven wiederhergestellt, darunter 14 ha in Mont Grand. Sehr aufwendig aber essentiell ist die langfristige Pflege der Kastanienselven. Heute gelten die Selven auch als landwirtschaftliche Nutzflächen und die Landwirte erhalten für diese Flächen, dank einem Vernetzungs- und einem Landschaftsqualitätsprojekt, Direktzahlungen für die Biodiversität und die Lanschaftsqualität. Rechtlich sind diese Flächen aber weiterhin Waldflächen und dem Waldgesetz unterstellt. Autoren: F. Andres, M. Wastavino

Für die Öffentlichkeit und Pflege der Kastanienselven in Soazza es wurde eine Stiftung gegründet (www.fondazionemontgrand.ch). Sie hilft u.a. die Landwirten bei der Pflege der Selven dank Arbeitseinsätzen von Freiwilligen, Schulklassen und Zivildienstleistenden.

Eine schwierige Herausforderung nach den Auflichtungen in Selven ist die korrekte Begrünung. Die steilen Flächen benötigen einen raschen Erosionsschutz. In der ersten Auflichtungsphase der 90er-Jahre wurden noch einfache handelsübliche Rasenmischungen angesät. Ab 2007 wurden Heugrassaaten mit Schnittgut aus den umliegenden Wiesen zusammen mit einigen erosionsstabilisierenden Gräsern und Kräutern (Fagopyrum esculentum, Secale cereale, Lolium multiflorum var. Westerwoldicum und Agrostis capillaris) verwendet. Um die Ausbreitung von Adlerfarn und Ginster zu stoppen, wurden diese Selven nach den Auflichtungsarbeiten jährlich gemäht. Problematische Flächen mit Brombeerbeständen und Adlerfarn wurden häufiger, nämlich zwei- bis dreimal gemäht. Der Adlerfarn wurde zudem auch von Hand im Frühjahr ausgerissen. Es ist deshalb wichtig zu untersuchen, wie sich die Biodiversität in den Selven durch die Auflichtungen, Ansaaten und Mahd verändert.

 

Vegetations- und Faunauntersuchungen im Jahre 2020

Im Jahre 2020 wurde im Gebiet der Selven von Soazza die Vegetationsdecke nach der Methode Braun-Blanquet auf 7 Flächen erhoben. Die Untersuchungen wurden auf folgenden Flächen ausgeführt: Lombrei (aufgelichtete Kasta­nienselve 2018–2019), Nosal und Rolet (aufgelichtet in den Jahren 2007–2008). Eine Vegetationsaufnahme wurde auf einer Referenzfläche bei Selva ausgeführt. Es handelt sich dabei um einen nahe bei Nosal liegenden Trockenstandort, der in den letzten Jahrzehnten regelmässig bewirtschaftet und nicht gedüngt wurde. Damit gilt die Fläche als Referenz für das Optimum an Pflanzen- und Schmetterlingsarten, die in diesem Gebiet möglich sind.

Die Schmetterlinge und Heuschrecken wurden im gleichen Perimeter flächendeckend erhoben.

Neben der Überwachung der biologischen Vielfalt hatte diese Untersuchungen folgende Zielsetzung: Die Grundlagen für eine Überprüfung der Wirksamkeit der im Laufe der Jahre durchgeführten Auflichtungsmassnahmen zu schaffen, die Ergebnisse der verschiedenen Sektoren je nach Zeitpunkt der Wiederherstellungen der offenen Kastanienselven und der vorgefundenen Vegetation zu vergleichen, die Datengrundlagen für das Gebiet der Kastanienselven von Soazza zu verbessern, Bewirtschaftungs- und Schutzmassnahmen in Bezug auf die vorgefundene Arten zu erarbeiten.

Die Untersuchungen wurden im Auftrag des Amtes für Natur und Umwelt, im Rahmen des Interregprojektes Italien-Schweiz inTERRACED, durchgeführt.

 

Resultate der Vegetationsaufnahmen

Die Struktur der Kastanienselven in Soazza ist durch einzelne breite Terrassen, die einst als Äcker genutzt wurden und steilen Böschungen geprägt. Infolgedessen entwickelt sich hier eine abwechslungsreiche Flora vor, die sich zwischen Halbtrockenrasen (Mesobromion) und artenreichen Fromental-Wiesen (Arrhenaterion) bewegt. Charakteristisch sind Arten der Trockenstandorte wie die Kartäusernelke Dian­thus carthusianorum, die Tauben-Skabiose Scabiosa columbaria, das Gewöhnliche Sonnenröschen Helianthemum nummularium s.l., der  Arznei-Thymian Thymus pulegioides und der Schafschwingel Fes­tuca ovina agg., Unter den Rote-­Liste-Arten oder geschützten Arten kommen die Berg-Sandrapunzel (Jasione montana (NT)), die Gemeine Pechnelke ­Silene viscaria (NT) und die Ast­lose Graslilie Anthericum liliago (kantonal geschützt) vor. Auf den aufgelichteten Flächen gehen die Arten, die an Wälder und Waldränder gebunden sind, mit den Jahren ­zurück.

Der Anteil an Neophyten sowie invasiven Arten wie Adlerfarn und Besenginster ist auf den untersuchten Flächen in Soazza dank Mahd und Ausreissen von Hand der Adlerfarne verschwindend klein. 

Bei Lombrei, wo die Auflichtungen im Jahre 2019 erfolgten, ist die Vegetationsdecke lückig und ermöglichen das Vorkommen unerwünschter Arten (z. B. die Grüne Borstenhirse Setaria viridis, ein einjähriges Gras) oder Neophyten (insbesondere das Einjährige Berufskraut Erigeron annuus). Regelmässig sind noch die Arten des dichten Kastanienwaldes vorhanden wie die Klebrige Salbei Salvia glutinosa, die Schneeweisse Hainsimse Luzula nivea, das Kleine Springkraut Impatiens parviflora, und die Finger-Segge Carex digitata vorhanden, welche auf den seit Langem gemähten Flächen fehlen. Hier ist es wichtig, die erwünschte Entwicklung der Vegetationsdecke durch regelmässige Mahd sicherzustellen. Zudem müssen Neophyten regelmässig ausgerissen werden.

Die Aufnahmen von Nosal und Rolet zeigen, dass sich bei Mahdbewirtschaftung im Laufe von 13 Jahren eine wertvolle, artenreiche Vegetationsdecke entwickelt, die charakteristisch für Kastanienselven ist. Dank der Heugrassaaten kommen lokale Arten hinein, die mit den Jahren die Entwicklung eines stabilen Bestandes mit Arten der Trockenwiesen ermöglicht. Einige Arten der Trockenrasen ent­wickeln sich nach den Heugrassaaten sofort wie z. B. Nickendes Leimkraut Silene nutans, Feld-Thymian Thymus sp., Kleiner Wiesenknopf Sanguisorba minor und auch die Tauben-Skabiose Scabiosa columbaria. Andere wandern im Laufe der Jahre aus der Umgebung ein wie die Berg-Sandrapunzel Jasione montana, das Gewöhnliche Sonnenröschen Helianthemum nummularium s.l. und die Astlose Graslilie Anthericum liliago. Im Falle von Nosal war es sicher ein grosser Vorteil, dass in kurzer Distanz bei Selva ein ursprünglicher 1 ha grosser Trockenstandort vorhanden ist, der ein intaktes Artenspektrum an Tier- und Pflanzenarten aufweist und somit die Wiederbesiedlung aus nächster Nähe erfolgen konnte.

 

Monitoring Schmetterlinge und Heuschrecken

Bei den drei im Sommer durchgeführten Erhebungen wurden insgesamt 40 Schmetterlingsarten beobachtet, von denen 14 in der Roten Liste mit einem Gefährdungsgrad (NT, VU) aufgeführt sind. Bei den Heuschreckenaufnahmen wurden 13 Arten erfasst, von denen 6 auf der Roten Liste mit einem Gefährdungsgrad (NT, VU) stehen. Vergleicht man die Daten mit denen der CSCF-Datenbank und bezieht die Daten des Monitorings mit ein, das auf den Trockenwiesen der Selven im Jahr 2019 durchgeführt wurde (Lokalname Selva; Objektnummer 8799, Inventar national), kann man feststellen, dass die Erhebungen zu einer vergleichbaren Gesamtzahl an Schmetterlingsarten führen (40 und 44). Wir stellen ausserdem fest, dass im Jahre 2021 11 Arten gefunden wurden, die in diesem Gebiet noch nicht beobachtet worden sind. Das Gleiche gilt für Heuschrecken (13 und 16), von denen 2021 noch 6 Neufunde verzeichnet wurden. Diese Daten zeigen, dass das Monitoring bei einem Intervall von einem Jahr zu einer interessanten Anreicherung der Datenbank führt. Da dabei die Bewirtschaftung nicht verändert wurde, haben wir damit Hinweise auf die jährlichen Schwankungen.

Die seit 14 Jahren wiederum bewirtschafteten Selven mit wertvoller Vegetation und Strukturvielfalt (Gebiete von Nosal-Rolet und Proseira) weisen erwartungsgemäss die höchste Artenzahl auf. Wir finden Schmetterlinge der Trockenrasen wie z. B. das Thymianwidderchen Zygaena purpuralis und den Schwarzfleckigen Ameisenbläuling Phengaris arion, die Thymian für ihre Raupen benötigen.

Weitere potenziell gefährdete Arten sind der Idasbläuling Plebeius idas, der Komma-Dickkopffalter Hesperia comma (die ihre Eier auf Festuca sp. oder Nardus stricta ablegt). Als gefährdet eingestuft ist der Alexisbläuling Glaucopsyche alexis, dessen Raupen sich von Saat-Luzerne Medicago sativa oder Saat-Esparsette Onobrychis viciiolia ernähren.

Charakteristisch sind auch Arten der lichten Wälder, deren Raupenfutterpflanzen Gräser sind: Braunauge Lasiommata maera, Mauerfuchs Lasiommata megera, Blauauge Minois dryas (Abb. 3)

Bisher nicht offiziell nachgewiesen ist der Gelbringfalter Lopinga achine. Er wurde in den letzten Jahren auf verschiedenen Flächen bei St. Maria wenige km von Soazza entfernt erhoben und könnte in dieser Selve durchaus einen geeigneten Lebensraum finden.

Bei den Heuschrecken sind 6 der 13 erhobenen Arten auf den Roten Listen aufgeführt. Als Beispiel erwähnen wir zwei Heuschrecken, die an Trockenwiesen gebunden sind: Arcyptera fusca (Abb. 4)

die laut Roter Liste gefährdet ist, und die potenziell gefährdete Art Stauroderus scalaris. Eine weitere

Heuschreckenart, die als gefährdet gilt, ist Sphingonotus caerulans, die trockene Lebensräume mit Strukturen wie Steinhaufen, Kieselsteinen, Geröll und Trockenmauern bevorzugt. Stenobothrus lineatus hingegen ist eine Heuschreckenart, die sowohl eine trockene Vegetation als auch das Vorhandensein von offenen und lichten Wäldern benötigt. Alle genannten Heuschreckenarten benötigen zur Eiablage Flächen mit offenem oder sandigem Boden. Diese Selven, dank deren extensiven und regelmässigen Bewirtschaftung, entsprechen der optimalen Beschreibung von lichten Wäldern und weisen ein gutes Gleichgewicht zwischen Wald und offenen Flächen auf. Die strukturelle Vielfalt des Gebietes und die wertvolle Pflanzenzusammensetzung erhöhen den ökologischen und landschaftlichen Wert zusätzlich.

Bei Lombrei, einem Gebiet, das zwei Jahre vor den Aufnahmen aufgelichtet wurde, wurden eine erstaunlich hohe Vielfalt an Schmetterlingen und Heuschrecken beobachtet, die das Gebiet neu besiedelt haben. Dies entspricht den protokollierten, aber nicht systematisch erhobenen Aufnahmen im Jahre 2008 bei Nosal. Die Schmetterlings- und Heuschreckenarten können aufgelichtete Flächen rasch besiedeln, wenn unweit davon bereits etablierte Trockenstandorte vorhanden sind. In den kommenden Jahren wird in Lombrei eine weitere Zunahme der Arten erwartet.

Die Wiederherstellung von Kastanienselven und deren extensive, aber regelmässige Mahd-Bewirtschaftung sind von wichtiger Bedeutung für die Förderung des Vorkommens von lokalen Schmetterlings- und Heuschreckenarten. Dies gilt insbesondere auch für diese Kastanienselven bei Soazza, die eine wertvolle Vegetation mit Arten der Trockenstandorte aufweisen: in der Tat sind Trockenwiesen Lebensraum für verschiedene geschützte Arten. Die Fülle an Insekten wiederum garantiert die Anwesenheit anderer Tierarten, zum Beispiel der Vögel oder Fledermäuse.

Die faunistischen und vegetationskundlichen Aufnahmen sollen als Grundlage für ein langfristiges Monitoring dienen. Dies gibt wertvolle Hinweise, ob die Pflege zielführend ist und ermöglicht eine rechtzeitige Korrektur der Pflegemassnahmen.

 

Franziska Andres ist Biologin und Inhaberin von Büro Trifolium.

 

Marta Wastavino ist Biologin und arbeitet beim Büro Trifolium.

Das Haselhuhn: Lebensraum und waldbauliche Förderung

Haselhühner, die kleinen Verwandten von Birkhühnern und Auerhühnern, sind in Bergwäldern der Alpen und des westlichen Jura weit verbreitet. Bei der Waldbewirtschaftung auf sie Rücksicht zu nehmen, ist meist nicht schwierig. Aber sie zu sehen oder zu hören kann sehr aufwendig sein. Autor: P. Mollet

Das Haselhuhn ist die kleinste der vier einheimischen Raufusshuhnarten. Hahn und Henne sind gleich gross, erreichen ungefähr die Körpergrösse einer Strassentaube und wiegen ca. 400 g. Hahn und Henne haben dieselbe Gefiederfarbe. Der einzige deutlich sichtbare Unterschied im Gefieder ist der schwarze Kehlfleck, den es nur beim Hahn gibt.

Von allen Raufusshuhnarten ist das Haselhuhn wahrscheinlich auch die am wenigsten bekannte. Heimlich im Wald lebend und meist sehr aufmerksam gegen mögliche Feinde, bekommt man es nur selten zu Gesicht. Am auffälligsten ist der Gesang, der mit seiner hohen Tonlage eher an einen kleinen Singvogel erinnert.

Das Haselhuhn kommt gemäss dem Schweizer Brutvogelatlas, der in den Jahren 2013–2016 erarbeitet wurde, in den Alpen, den Voralpen und im westlichen Jura vor. Seit dem vorletzten Atlas der Jahre 1993–1996 hat sich an dieser Verbreitung nichts Wesentliches verändert.

Die einzige Ausnahme ist der östliche Jura, wo sich das Haselhuhn etwas nach Westen zurückgezogen hat. Im Mittelland ist das Haselhuhn eine seltene Erscheinung, aber das war es sehr wahrscheinlich auch früher schon. In Graubünden hingegen ist es wie auch sonst in den Alpen ab einer Höhe von ungefähr 1100 m ü. M. weit verbreitet. In tieferen Lagen sind Nachweise selten. Für den aktuellen Brutvogelatlas sind aus dem Kanton Graubünden 551 Haselhuhn-Nachweise verwendet worden. Nur gerade 24 davon stammten aus Wäldern unterhalb 1100 m ü. M.

 

Winternahrung ist zentral

Das Haselhuhn bewohnt Hochwälder, stufige Bestände und auch stark verbuschte Weiden. Es ist nicht auf bestimmte Waldgesellschaften, Betriebsformen oder Höhenstufen beschränkt.

Analog zu den anderen Raufusshuhnarten ernähren sich adulte Haselhühner weitgehend vegetarisch. Nur bei den Küken sind in den ersten Lebenswochen Insektenlarven und Spinnen von Bedeutung. In den wärmeren Jahreszeiten suchen die Vögel vor allem in Bodennähe nach Nahrung. Sobald aber im Herbst die bodennahe Vegetation unter dem Schnee verborgen ist, stellen die Hühner auf Nahrungsquellen um, die sie auf Sträuchern und Bäumen finden. Aufgrund ihres geringen Gewichts sind Haselhühner in der Lage, auf kleinen Zweigen zu balancieren und gezielt nach energiereicher Nahrung wie Beeren und Kätzchen zu suchen. Damit unterscheiden sie sich in ihrem Nahrungserwerb von den viel schwereren Auerhühnern, die dies nicht schaffen und sich daher im Winter von dem ernähren müssen, was zwar in Hülle und Fülle vorhanden und auch einfach erreichbar, dafür aber auch viel schwerer verdaulich ist: Koniferennadeln. Des Haselhuhns Spezialisierung auf energiereiche Nahrung im Winter hat zur Folge, dass es zwingend auf Sträucher und kleine Bäume angewiesen ist, die Beeren oder Kätzchen tragen.

 

Je nach Region und Höhenstufe können das Vogelbeeren, Mehlbeeren, Haselsträucher, Weissdorn, Erlen oder Weiden sein. Kommen keine solchen Arten vor, fehlt auch das Haselhuhn. In einem reinen Nadelwald können allerdings schon wenige solche Gehölze für eine Besiedlung durch das Haselhuhn reichen.

 

Ohne Deckung geht nichts

Zusätzlich zur Winternahrung ist ein weiteres Element in einem guten Haselhuhn-Lebensraum von zentraler Bedeutung: Deckung in den untersten ca. 10 m ab Boden.

Wegen seiner geringen Körpergrösse kommt das Haselhuhn für etliche Beutegreifer als Nahrung in Frage, beispielsweise für Fuchs, Marder, Habicht und Sperber. Das Bedürfnis nach Sichtschutz ist darum beim Haselhuhn ausserordentlich gross. Ausserdem ist bei der Deckung wichtig, dass sie auch im Winter vorhanden ist. Wohl deshalb besiedelt das Haselhuhn kaum reine Laubwälder, und dies dürfte auch ein Grund sein, weswegen es in tieferen Lagen selten ist und z. B. auch reine Grün­erlenbestände in den Alpen nicht nutzt.

Ein für das Haselhuhn geeigneter Lebensraum ist demnach ein Misch- oder Nadelwald, welcher aus einem Mosaik aus eher dichten Beständen und offenen, hellen Flächen besteht. Erstere bieten dem Haselhuhn Deckung, auf letzteren gedeihen, sofern es die standörtlichen Bedingungen erlauben, seine Nahrungspflanzen. Ob solche offenen Flächen die Folge von natürlichen Ereignissen wie Rutschungen, Lawinen, Schneebruch oder Stürmen sind oder durch forstliche Bewirtschaftung entstehen, spielt keine Rolle. Ein wesentlicher Grund für die weite Verbreitung des Haselhuhns in den Voralpen und Alpen sind sehr wahrscheinlich die vielen Flächen, auf denen der Wald in den höheren Lagen aufgrund natürlicher Ereignisse offen bleibt bzw. immer wieder geöffnet wird, und auf denen sich die Nahrungspflanzen gut entwickeln können.

 

Waldbauliche Förderung

Haselhuhn-Förderung mit forstlichen Massnahmen ist nicht schwierig. Das Ziel besteht darin, den wichtigen Nahrungspflanzen genügend Raum und damit Licht zu geben sowie für Deckung zu sorgen. Eine Waldbewirtschaftung, die genügend grosse Lücken schafft, konsequent auf Naturverjüngung setzt und darauf verzichtet, per Jungwald- und Dickungspflege Pioniergehölze zu entfernen, schafft meist alle Voraussetzungen für gut geeignete Haselhuhn-Lebensräume. Weitere Massnahmen sind in der Regel nicht nötig.

Die optimale Flächengrösse von Lücken hängt von den örtlichen Verhältnissen ab. Lücken müssen gross genug sein, dass Strauch- und Baumarten der Pionierphasen wie Vogelbeeren, Erlen oder Birken aufkommen können. Schlecht für Haselhühner ist Verjüngung unter Schirm, da diese wichtigen Nahrungspflanzen, die viel Licht benötigen, hier kaum aufkommen. Die Erfahrung aus dem Jura zeigt ferner, dass in Wäldern, in denen sich grossflächig fast ausschliesslich die Buche verjüngt, keine Haselhühner vorkommen.

Werden in höhergelegenen Nadelwäldern Massnahmen zugunsten des Auerhuhns umgesetzt, so helfen diese auch dem Haselhuhn. Zielkonflikte zwischen Auerhuhn- und Haselhuhnförderung gibt es in der Regel keine, und zusätzliche Massnahmen für Haselhühner sind nicht nötig.

 

Die Suche nach einem Heimlichtuer

Haselhühner bleiben wegen ihres stark ausgeprägten Deckungsbedürfnisses meist unsichtbar. Förster, Jäger und Wildhüter haben bei ihrer Tätigkeit im Wald am ehesten die Gelegenheit, die Vögel zu Gesicht zu bekommen oder den charakteristischen Reviergesang des Hahns zu vernehmen.

Die systematische Suche nach Haselhühnern ist aufwendig und methodisch schwierig. Am ehesten erfolgversprechend ist die Suche nach indirekten Nachweisen wie Federn, Kot oder Fussspuren.

An Staubbadestellen, wie sie zum Beispiel entlang von Waldwegen vorkommen, kann man Kot und Federn finden, die die Hühner bei ihrem Komfortverhalten hinterlassen haben. Kot lässt sich auch im Schnee finden. Ausserdem hinterlassen Haselhühner im Schnee die für Raufusshühner charakteristischen Fussspuren mit drei Vorderzehen und der sehr kurzen, meist gar nicht sichtbaren Hinterzehe.

Die optische Unterscheidung von Kot und Fussspuren der verschiedenen Raufusshuhnarten ist nur durch genaues Bestimmen der Grösse und auch so nicht in allen Fällen möglich. Im Fall von Kot wäre eine sichere Unterscheidung per genetischer Analyse möglich, doch sind solche Untersuchungen teuer. Bei Federn ist die Bestimmung in der Regel etwas einfacher. Für Bestimmungen kann bei der Schweizerischen Vogelwarte (041 462 97 00, info@vogelwarte.ch) Hilfe angefordert werden, wobei auf Fotos stets ein Grössenvergleich erkennbar sein muss (am besten ein Massstab).

 

Pierre Mollet arbeitet bei der Schweizerischen Vogelwarte im Bereich Artenförderung und ist dort spezialisiert auf Raufusshühner und Waldschnepfe.

Die Strategie Waldbiodiversität Graubünden 2035

Das Amt für Wald und Naturgefahren (AWN) hat eine neue Strategie «Waldbiodiversität Graubünden 2035» erarbeitet. Diese basiert auf dem Waldentwicklungsplan (WEP2018+), welcher als wichtiges Instrument für die Waldbesitzer und den Kanton fungiert. In der Strategie wurden regionale Zielsetzungen für die kommenden 15 Jahre erarbeitet, um die Biodiversität in den Bündner Wäldern entsprechend ihrem Potenzial zu erhalten und wo möglich aufzuwerten. Autor: Dr. Marco Vanoni

Der Wald bedeckt einen Drittel der Bündner Kantonsfläche und bietet Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Rund 40 Prozent aller Arten in der Schweiz leben im oder vom Wald, beispielsweise die Hälfte aller knapp 200 Brutvogelarten oder gar sämtliche 30 heimischen Fledermausarten. Um die Biodiversität im Wald mit konkreten Zielsetzungen in einem Zeithorizont von rund 15 Jahren zu erhalten und zu fördern, wurde durch das AWN mit externer Begleitung in den Jahren 2018 bis 2020 die Strategie «Waldbiodiversität Graubünden 2035» erarbeitet. Diese Strategie löst das Konzept «Naturschutz im Wald» aus dem Jahr 2000 ab. Die bisherigen Förderprogramme im Wald für die Einrichtung von Waldreservaten sowie die Erhaltung und Aufwertung von Lebensräumen und Arten werden weitergeführt und punktuell ausgebaut. Damit sollen die Biodiversität im Allgemeinen sowie die Qualität des Lebensraums Wald für ausgewählte Arten erhalten und wo nötig aufgewertet werden.

 

Waldentwicklungsplan als Grundlage

Für die Erhaltung und Förderung der Waldbiodiversität wurden im WEP2018+ im Objektblatt Natur und Landschaft diejenigen Flächen bestimmt, auf denen in den kommenden 15 Jahren eine Förderung grundsätzlich sinnvoll ist und Beiträge von Bund und Kanton zielgerichtet eingesetzt werden sollen. Mit der Strategie «Waldbiodiversität Graubünden 2035» wurden nun ausgehend von dem im WEP2018+ identifizierten Potenzial regionale Zielsetzungen erarbeitet. Diese Zielsetzungen berücksichtigen unterschiedliche Kriterien, wie die Qualität der Lebensräume oder die Dringlichkeit von Massnahmen. So werden Waldreservate nur dort eingerichtet, wo das Potenzial im Waldentwicklungsplan bereits erfasst ist. Fördermassnahmen erfolgen ausschliesslich auf den bezeichneten Flächen, auf welchen die Dringlichkeit für Massnahmen hoch und das Potenzial für den Erhalt oder eine Aufwertung der Qualität gross ist.

 

Die neuen Förderkategorien

Die Beschreibung des Istzustands und die Festlegung von Zielsetzungen erfolgte anhand einer Einteilung in 13 Förderkategorien, klassiert in drei Hauptkategorien. Diese wurden angelehnt an die Kategorien aus dem WEP2018+ sowie die Unterteilung im Programm Waldbiodiversität der Projektvorschriften für Sammelprojekte Waldbau des AWN. In einer ersten Hauptkategorie sind die langfristig vertraglich gesicherten Objekte enthalten. Bei der bestehenden Förderkategorie Sonderwaldreservate steht das Hauptaugenmerk bei der Aufwertung des Lebensraums für wichtige Arten im Vordergrund. Bei Naturwaldreservaten und Altholzinseln soll die natürliche Dynamik des Waldes ermöglicht und geschützt werden (Abb. 1)

Neu wird in Graubünden auch die Förderkategorie Habitatbäume geschaffen, die auch Biotopbäume genannt werden. Damit werden einzelne Bäume unter Schutz gestellt, die wertvolle Habitatstrukturen aufweisen und dadurch viele besondere Lebensräume auf sich vereinen. Davon profitieren vor allem seltene, verborgene Insektenarten. Alle diese Förderkategorien werden zwischen dem Kanton Graubünden und dem Waldeigentümer vertraglich geregelt.

Die zweite Hauptkategorie beinhaltet alle waldbaulichen Massnahmen, die einmalig oder in unterschiedlichen zeitlichen Abständen wiederholt umgesetzt werden. Rein flächenmässig dominieren bei den bis ins Jahr 2035 angestrebten Zielsetzungen die Aufwertungsmassnahmen für Auerhuhnlebensräume (Abb. 2 ),

gefolgt von Weidewäldern und ­der ­Kategorie Waldränder (inkl. verzahnte Wald-Offenland-Lebensräume). Danach folgt die Kategorie «Lebensraum andere», welche etwa Lichte Wälder sowie spezielle Laubholzbestände und Auen beinhaltet. Von diesen Massnahmen profitieren sowohl Flora wie Fauna, da der Wald aktiv aufgelichtet wird und mehr Wärme und Licht den Waldboden erreicht. Mit der Kategorie «Besondere Gehölze», welche sich hauptsächlich um die wertvollsten ­Eichen-, Arven- und Weisstannenbestände dreht, aber auch kleinere Vorkommen von weiteren Arten wie etwa der Eibe enthält, werden die Massnahmen spezifisch auf die Ansprüche der Baumarten ausgerichtet. An zweitletzter Stelle steht rein flächenmässig die Kategorie der Selven, welche insbesondere auf der Alpensüdseite Massnahmen wie Auflichtungen, Pflege oder Baumschnitte zur Aufwertung und Wiederherstellung von Kastanien­selven beinhaltet, sowie abschliessend als eigene Kategorie die Mittel- oder Niederwaldbewirtschaftung, welche aber in Graubünden auch aus historischer Sicht kaum je eine grössere Bedeutung hatte.

Die dritte Hauptkategorie für die Erhaltung und Förderung der Waldbiodiversität beinhaltet schliesslich keine individuellen Zielsetzungen, sondern beschreibt als integrativen Naturschutz das Prinzip des naturnahen Waldbaus für die gesamte übrige Waldfläche und listet die Schnittstellen zu anderen raumwirksamen Akteuren auf.

 

Fördergelder zur Aufwertung von Lebens­räumen und Waldreservaten

Der Bund unterstützt die Erhaltung und Förderung der Biodiversität im Wald und hat diesbezüglich mit den Kantonen Massnahmen vereinbart. In der Programmvereinbarung «Wald» für die Jahre 2020 bis 2024 wurde dem Kanton Graubünden ein Bundesbeitrag im Umfang von rund 12,7 Millionen Franken für die Waldbiodiversität zugesprochen. Dieser Betrag wird mit Kantonsbeiträgen ergänzt und für die Umsetzung von Massnahmen wie der Aufwertung von Lebensräumen oder der Einrichtung von Waldreservaten an die Waldeigentümer ausbezahlt. Die Waldeigentümer haben dabei von Gesetzes wegen einen Beitrag von mindestens 30 Prozent der anrechenbaren Kosten selber zu tragen.

 

Erweitertes und neues Faktenblatt zum Thema

Überarbeitet und mit neuen Inhalten ergänzt wurde das bereits im Jahr 2010 erstmals erschienene Faktenblatt 15 «Biodiversität im Wald» des AWN. Neben kleineren Anpassungen wird die neue Strategie mit den angestrebten Zielsetzungen im Detail vorgestellt. Die neu gegliederten Förderkategorien werden mit einigen Beispielen aus den Regionen und mit zahlreichen Abbildungen individuell beschrieben.

Das neue Faktenblatt 21 «Verborgener Mikrokosmos – Die Vielfalt und Bedeutung der Totholzkäfer» ist im August 2021 erschienen. In kompakter Form werden Informationen über die wichtige Rolle der Totholzkäfer im Ökosystem Wald vermittelt. Ergänzt werden die Informationen mit spannenden Resultaten aus diversen Untersuchungen mit vielen Käferfunden in den Bündner Wäldern der letzten Jahre und Jahrzehnte.

 

Die kommende Biodiversitätsstrategie des Kantons Graubünden

Für den Erhalt der Biodiversität sowie der Natur- und Kulturlandschaft auf der ganzen Kantons­fläche hat die Regierung des Kantons Graubünden im aktuellen Regierungsprogramm 2021–2024 einen Entwicklungsschwerpunkt auf die Erarbeitung und Umsetzung einer Biodiversitätsstrategie gelegt. Beauftragt mit der Erarbeitung ist das Amt für Natur und Umwelt ANU. In einem ersten Schritt wird momentan bis Ende 2021 ein Zustandsbericht zur Biodiversität in Graubünden erarbeitet, damit in einem zweiten Schritt im Jahr 2022 die ganzheitliche Strategie entwickelt werden kann. Die Erfahrungen mit der Strategie Waldbiodiversität fliessen dabei natürlich in die neue Strategie ein, aber auch die Erkenntnisse aus den Förderprogrammen der zuständigen kantonalen Dienststellen aus den Bereichen Landwirtschaft oder Natur- und Lebensraumschutz. Damit wird ein weiterer wichtiger Schritt getan, um die gegenseitige Abstimmung zwischen den verschiedenen Akteuren zu verbessern und die sektorübergreifende Zusammenarbeit zu verstärken, damit die Biodiversität auch für die kommenden Generationen so umfassend wie möglich erhalten werden kann.

 

Dr. Marco Vanoni leitet im Amt für Wald und Naturgefahren seit 2016 den Bereich Schutzwald und Waldökologie.

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