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Bündnerwald August 2024

Hitschlain GmbH – ein Forstunternehmen aus Zuoz

«Leider musst du die 4. Klasse wiederholen», sagte der Lehrer zu mir. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich wollte doch nur die Schule hinter mich bringen und raus in den Wald. Aber jetzt gehts noch ein Jahr länger! Dieser Satz traf mich wie ein Blitzschlag, nun kann ich darüber lächeln,konnte ich doch trotzdem meinen Traum erfüllen. Hitsch Beutter

Schon früh wusste ich, dass ich Forstwart werden möchte. Ich schnupperte nie einen anderen Beruf. ­In der zweiten Oberstufe konnte ich mit einem Kollegen, dem Bührer-Traktor und einer Motorsäge meines Vaters eine Stangenholzpflege für die Bürgergemeinde ausführen. Immer am Mittwochnachmittag und den ganzen Samstag gingen wir Holzen.
Als ich die Lehre endlich starten konnte, war ich happy. Jeden Abend ging ich müde und, von Kopf bis Fuss, mit Hartz bedeckt nach Hause. Bereits im zweiten Lehrjahr sagte ich meinen Eltern, dass ich mich einmal selbstständig machen möchte. Auch wollte ich nach der Lehre in die Berge, um dort holzen gehen. In der Berufsschule interessierte mich nur die Berufskunde. Trotz den nicht so prickelnden ABU-Noten durfte ich die LAP mit einer sehr guten Note abschliessen. Ich hatte Freude. Endlich war ich Forstwart.
Direkt nach dem Militär zog ich vom Thurgau ins Engadin. Ein weiterer Traum wurde wahr. Bei einem Unternehmer konnte ich endlich in den Bergen holzen. Jeden Tag konnte ich etwas Neues sehen, lernen und erleben. Alles im Wald war für mich ein Abenteuer. Ich durfte von verschiedenen Forstwarten lernen, aber ich sah auch, was man nicht machen sollte!

Hitsch Beutter. (Bilder: zVg)

 

Später bekam ich die Möglichkeit, Flughelfer zu werden. Mir gefiel die neue Arbeit. Neues Lernen, jeden Tag ein Abenteuer, immer im Wald und in den Bergen. Mich prägten in dieser Zeit das Teamwork und das präzise und genaue Arbeiten mit und um den Heli. Ich spezialisierte mich auf das Spezialholzen mit dem Helikopter.
Gegen Ende meiner 7-jährigen Flughelferzeit kam der Gedanke von der Selbstständigkeit im Wald wieder auf. Ich wusste schon länger, mit welcher Maschine ich gerne in die Selbstständigkeit starten wollte. Am 1. August 2014 startete ich mit der Hitschlain Gmbh. Mit Motorsäge, Jeep, Anhänger und dem RT 65 ging ich von Arbeit zu Arbeit. Im August 2015 schloss ich den Forstwart Vorarbeiter und den WS Holzhauerei Instruktor ab. Unterwegs bei verschiedenen Unternehmen und Forstbetrieben konnte ich mein Wissen in der Holzhauerei und dem Rücken vertiefen. Ich konnte bei vielen Forstwarten was Gutes abschauen oder dazulernen. Die Motivation, immer gute und perfekte Arbeit zu erledigen, trieb mich vorwärts.
Die Anstellung eines Forstwartes war eine neue Herausforderung. Ich freute mich, dass wir nun als Team auftreten konnten. So bekam ich Unterstützung mit der zunehmenden Arbeit. Gleichzeitig kam die Angst. Angst, zu wenig Arbeit zu haben und als Chef zu versagen.

 

Spezialholzhauerei an der RhB.


Dank der immer steigenden Zwangsnutzungen und der Spezialisierung auf Spezialholzhauerei, Sicherheitsholzhauerei oder Arbeiten am Seil, hatten wir immer genug Arbeit. Mit dem Kauf eines kleinen Forwarders, Malwa 560 F, konnten wir unsere Dienstleistungen erweitern. Rücken auf schmalen Wegen oder Käfer- und Streuschäden zusammenführen, gehören zu unserer Tätigkeit.
Als Holzhauerei-Instruktor bin ich viel mit Lernenden unterwegs. Ich zeige gerne, wie unser Handwerk funktioniert und auch, dass der Wald und unsere Arbeit eine Zukunft haben. Holzen ist nicht einfach Holzen. Es ist Leidenschaft, Präzision und eine Herausforderung, saubere unfallfreie Arbeit zu erledigen. Als Prüfungsexperte an der QV der Forstwarte sehe ich immer wieder das Resultat der Ausbildung. So sehe ich, was man in der Ausbildung noch verbessern kann. Was ich leider auch sehe, ist, dass die jungen Forstwarte den «Biss», die Motivation und den Stolz für unsere Arbeit nicht mehr haben. Wir müssen die jungen Forstwarte fordern, fördern und motivieren, denn unsere Branche braucht gute Forstwarte.
Während dem Aufbau meines kleinen Forstunternehmens hatte ich immer die Unterstützung meiner Frau. Sie macht die Löhne und das Büro oder hilft z. B. beim Verschieben des Forwarders. Zu Hause schaut sie den drei Töchtern und arbeitet Teilzeit als Lehrerin. Neben dem Unternehmersein bin ich auch Vater. Das lange und viele Arbeiten ist nicht immer einfach unter einen Hut zu bekommen. So ist es auch schon vorgekommen, dass ich beim Gutenachtgeschichte erzählen selbst eingeschlafen bin.

Heli Logging.

 

Grundsätzlich gehe ich an Samstagen nicht arbeiten. Falls es aber doch was Kleines in der Werkstatt gibt oder eine Reko einer Arbeit ansteht, nehme ich die Kinder mit. Ich zeige den Kindern gerne, was ich arbeite und wieso wir jeden Tag Essen auf dem Tisch haben, und warum Papi manchmal beim Geschichten erzählen einschläft. Als die eine Tochter im Forwarder mitfuhr und sagte: «Papi, mach noch einen Stamm auf die Ladung, dann gibt uns der Mann (Förster) nochmals ein Bätzäli für die Ferien», wusste ich, dass sie verstanden hatte, was ich mache. Es ist nicht nur eine Arbeit, ich arbeite für meine Familie.
Diesen Sommer dürfen wir unser 10-jähriges Firmenjubiläum feiern. Es ist für mich nicht selbstverständlich, dass ich meine Leidenschaft schon so lange ausleben darf. Dank der guten Zusammenarbeit konnten wir als Forstunternehmen immer wieder spannende und herausfordernde Arbeiten ausführen und uns weiterentwickeln. Vielen Dank für das Vertrauen.

Hitsch Beutter ist Inhaber der Hitschlain GmbH. Ein Forstunternehmen, welches sich auf Spezialholzerei spezialisiert hat.

 

Zwei Betriebsleiter zum Thema Forstpersonal

Beide sind Betriebsleiter und tragen eine hohe Verantwortung. Jörg Clavadetscher ist Betriebsleiter in der Gemeinde Val Müstair und Simon Cathomen in der Gemeinde Disentis/Mustér. Sie berichten, wie die momentane Situation in der Forstbranche zum Thema Ausbildung und Forstpersonal ist.

Jörg Clavadetscher ist Betriebsleiter des Forstamts Val Müstair und arbeitet seit 39 Jahre im Wald. Seine Motivation in dieser Branche tätig zu sein ist, als Puzzleteil eines kompetenten Teams aus Forstleuten der Gemeinde, des Kantons und der Forschung in und mit der Natur die Herausforderungen der Zukunft anzugehen. Unser oberstes Ziel sollte es sein, unseren Kindern einen Wald zu hinterlassen, der auch ihnen und ihren Kindern jene Leistungen erbringen mag, die wir von ihm erwarten.

Simon Cathomen arbeitet seit seiner Lehrzeit in der Forstbranche und ist als Betriebsleiter des Technischen Betriebs der Gemeinde Disentis/Mustér tätig. Seine Motivation für diesen Beruf ist die Herausforderung, welche die Natur, der Wald, uns immer wieder aufs Neue stellt. Das Unplanbare macht unseren Alltag interessant. Wir können vieles bewirken, bei einigen Arbeiten sehen wir sofort unser Wirken, bei anderen können wir es nur erahnen. Wir Förster sind die Vertreter des Waldes.

 

1. Ihr bildet beide Lehrlinge aus und habt aktuell je einen Lernenden. War es schwierig, die Lehrstelle zu besetzen? Falls ja, woran liegt die Schwierigkeit?

Man ist sich einig, dass sich auf eine Ausschreibung einer Lehrstelle hin oft niemand meldet. Erfreulicherweise kann die Lehrstelle, dank «Mund zu Mund Propaganda», dann doch noch besetzt werden. Interessant ist, dass sich jener Lernende, der selbst direkt den Betrieb nach einer freien Lehrstelle anfragt, auch oft sehr motiviert an die Lehre geht und diese erfolgreich abschliesst. Vermehrt sind dies Lernende, welche bereits eine erste Lehre absolviert haben. Jörg Clavadetscher hat zurzeit einen Lernenden im ersten Lehrjahr. Sogar der erste «Grenzgänger» aus dem nahen Südtirol …

Simon Cathomen hat einen Lernenden im 3. Lehrjahr. Dieser hat bereits zwei Lehrabschlüsse in der Hosentasche. Normalerweise hätte er zwei Lehrstellen zu besetzen. Doch in den letzten drei Jahren war es eher schwierig, überhaupt einen Lernenden für die Forstwartlehre begeistern zu können. Es ist wichtig, dass jemand, der bereits eine abgeschlossene Lehre mitbringt auch dementsprechend entlöhnt wird. Der Lohn sollte kein Hindernis sein, keine zweite Lehre zu machen. Ab einem gewissen Alter möchte man ja auch auf eigenen Beinen stehen und dies ist nur möglich bei einer angemessenen Entlöhnung. Heutzutage kann man sich fast nicht mehr erlauben, angehenden Lernenden, die sich für eine Lehrstelle bewerben abzusagen. Doch klar ist auch, er oder sie sollte auch bereit sein die Forstwartlehre abzuschliessen und eine gewisse Motivation dafür aufbringen wollen.

Leider ist es heute so, dass der Druck von der Gesellschaft und der Schule, ein Studium zu absolvieren, sehr hoch ist. Bereits in der 5. und 6. Klasse [SC1] wird in den Schulen Werbung für ein Studium gemacht. Zudem hört man oft die Eltern sagen, der Beruf Forstwart/in sei ein gefährlicher Beruf. Dies hält sicherlich auch viele junge Leute davon ab, sich für diesen Beruf zu entscheiden. In beiden Regionen hat natürlich auch die tiefe Geburtenrate einen grossen Einfluss auf die Besetzung der Lehrstellen im Tal.

Simon Cathomen. (Bild: zVg)

 

2. Müsste an der Attraktivität der Forstwartausbildung etwas geändert werden, damit es einfacher wird, Lehrstellen zu besetzen? Wenn ja, wo seht ihr Potenzial? Habt ihr im Betrieb Änderungen bezüglich Ausbildung vorgenommen?

Beide, Jörg und Simon sind sich einig, dass die Forstwartausbildung ein breites Spektrum an verschiedenen Tätigkeiten eines Forstwarts oder einer Forstwartin abdeckt. Dies soll auch weiterhin so bleiben. Hingegen dürfte das Weiterbildungsangebot durchaus erweitert und besser bekannt gemacht werden. Wie zum Beispiel die Grundkurse für die Bedienung von Baumaschinen. Jedoch darf es auf keinen Fall Einkürzungen bei den ÜK-Tagen geben. Zudem könnte man auch bereits in der Lehre einen Lohnanreiz für gute Arbeiten schaffen. Denn weshalb soll eine gute Arbeit, welche dem Betrieb zu Gute kommt, nicht auch dementsprechend entlöhnt werden?

 

3. Heute leben wir im digitalen Zeitalter – spürt man eine Veränderung bei den angehenden Forstwart/innen (Generation Z) in Bezug auf die Motivation, den Arbeitseinsatz und der Lernbereitschaft?

Heutzutage ist die Freizeit sehr wichtig, so ist es nicht verwunderlich, dass sich die heutige Generation nur bis zu einem gewissen Grad mit dem Betrieb identifiziert. Vieles wird als selbstverständlich betrachtet. Oft überlassen die Jungen das Organisieren anderen. Mit diesen Ansichten blicken Jörg und Simon mit nachdenklichem Gesicht in die Zukunft. Um diesem Problem etwas entgegenzuwirken, lässt Simon die eigenen Leute, Fotos ihrer Arbeit machen, um diese dann als Beiträge in den sozialen Medien zu posten. So werden sie auf die Arbeiten, welche sie selbst ausgeführt haben, sensibilisiert und sind sich eher bewusst, was für einen grossen Nutzen (Schutzwirkung, Jungwaldpflege etc.) sie mit dieser Arbeit geleistet haben. Auch entsteht so ein Zusatznutzen, denn auch die Bevölkerung wird auf die Waldleistungen aufmerksam und sensibilisiert.

Früher gab es sogenannte Sommerjobs, wo sich die Jungen melden konnten und dabei auch einen «Bazen» verdienten. Dies hatte den Vorteil, dass sich die Jungen bereits ein Bild von gewissen Berufen machen konnten. So war die spätere Berufswahl wohl auch etwas leichter. Leider ist heutzutage die Nachfrage nach Sommerjobs zu klein, sodass dies nicht mehr angeboten wird. Auch ist es wegen den Sicherheitsvorgaben kaum mehr möglich, Kindern einen Sommerjob zu ermöglichen.

 

4. Wenn ihr auf eure Ausbildungsjahre zurückblickt. Hat sich seither viel verändert? Welches sind die grössten Veränderungen?

Mit ein bisschen Wehmut blickt Jörg auf seine Ausbildungsjahre zurück. Das heutige Abschlussgeschenk – die Axt der Forstwart/innen bei erfolgreich bestandener Lehre, war einst sein Werkzeug für das Entrinden von Bäumen. Dies habe er Anfang Lehrzeit etliche Stunden gemacht und der Vorteil bestand darin, dass er so seine Muskeln für die schwere körperliche Arbeit aufbauen konnte. Die Entwicklung bei der Mechanisierung bzw. Holzerei ging rasant voran und so braucht man dieses Werkzeug nicht mehr. Doch nicht nur in der Mechanisierung gab es grosse Fortschritte, auch betreffend Digitalisierung hat sich sehr viel verändert.

Simon ergänzt, durch die Mechanisierung wuchs leider auch der Leistungsdruck. Dies zum Leidtragen des schwächsten Gliedes in der Kette – dem Menschen.

Beide stellen mit Schrecken fest, dass vieles, was sie einst in ihrer Lehrzeit oder später an der Försterschule gelernt haben, in ihrem heutigen Alltag fast nicht mehr benötigt wird. Sprich, die Digitalisierung ist auch im Forst stark zu spüren.

 

5. In den letzten Jahren hat sich in der Forstbranche so einiges getan. Viele Betriebe wurden durch die Fusionen der Gemeinden grösser und somit auch maschinell besser ausgerüstet. Wie wirkt sich dies auf die klassischen Arbeiten (Holzerei) als Forstwart/in aus?

Klare Vorteile dank der Fusion sieht Jörg vor allem in der Schlagplanung. Es kann in grösseren Einheiten geplant werden und es können grössere Gruppen gebildet werden, da man mehr Leute zur Verfügung hat und so kann man auch flexibler handeln. So sind die Arbeiten besser aufgeteilt und jede/r Forstwart/in kann seine eigenen Fähigkeiten besser einsetzen.

Schlussendlich entscheidet aber die Politik in der Gemeinde. So auch, welcher Unternehmer den Zuschlag für den Holzschlag erhält. Da hat der Förster nur beschränkten Einfluss und muss manchmal einen anderen Entscheid akzeptieren. Es ist jedoch phasenabhängig, wie die Sympathien für den Wald liegen …

Simon ergänzt, dass er gewisse Vorteile bei der Aufrüstung des Maschinenparks sieht. Erstens wirkt sich dies positiv auf die Attraktivität des Arbeitsplatzes aus und zweitens ist man sehr flexibel mit der Arbeitseinteilung. Im Winterhalbjahr führt man die Arbeiten für den technischen Betrieb aus, also Schneeräumung und Winterdienst und im Sommer führen die Forstwarte vorwiegend kommunale Unterhaltsarbeiten durch. Die Forstarbeiten werden hauptsächlich im Frühling und Herbst ausgeführt. Dies führt auch zu einer ganzjährigen Auslastung der einzelnen Arbeitnehmer und bietet eine schöne Abwechslung in die Tätigkeiten eines Forstwarts oder einer Forstwartin.

Jörg Clavadetscher. (Bild: zVg)

 

6. Als Betriebsleiter von Gemeindebetrieben habt ihr eine hohe Verantwortung und solltet möglichst alle Arbeiten zeitnah erledigen. Wie geht ihr damit um?

Jörg und Simon schmunzeln, denn beiden ergeht es gleich. Wenn jemand aus der Gemeinde nicht weiss wohin mit einem Anliegen, dann wandert dieses erst mal zum Förster. Mit der Haltung, dieser wird sich dann sicherlich darum kümmern. Jörg hat in seinem Betrieb einen weiteren Förster zur Unterstützung. So können sie sich gegenseitig unterstützen und helfen. Doch wie bereits schon erwähnt, dies ist wiederum auch ein politischer Entscheid, ob eine Gemeinde zwei Förster oder sogar mehrere anstellen möchte.

Simon hatte anfangs eher Mühe auch einmal Nein zu sagen, man ist ja da und will der Bevölkerung helfen, doch ist es unmöglich, alle Anliegen zu bewältigen. Klare Strukturen innerhalb der Gemeinde sind wichtig, damit es nicht zu einer Überlastung führt. Jedoch ändern sich Strukturen immer wieder, hier hat die Politik einen grossen Einfluss wie es in der Zukunft weiter geht. Mal besser, Mal schlechter.

 

7. Nicht zuletzt hat sich seit Corona ein grosser Wandel getan, bezüglich Arbeitsmotivation (Homeoffice/mehr Freizeit – aber möglichst gleicher Lohn). Spürt ihr diesen auch bei euren Mitarbeitern?

Heutzutage kommt der Wunsch von einem Teilpensum vermehrt auf. Dies muss man als Betriebsleiter akzeptieren, denn sonst sind die guten Leute weg. Die Konkurrenz schläft nicht!

Jörg hat in seinem Betrieb, zwei Mitarbeiter mit einem 80 % Pensum. Dies ist nicht immer einfach, die grosse Herausforderung liegt in der Organisation der Arbeiten. Denn jeweils ein Wochentag fällt ein Arbeiter weg. Hingegen hat er grosses Verständnis für ein reduziertes Pensum, vor allem mit Blick auf die Arbeitsjahre ab einem Alter von 60 Jahren. Dann macht sich der Verschleiss am Körper unmissverständlich bemerkbar und manch einer ist froh, wenn er einen Tag weniger arbeiten muss.

Simon hat auch einen Mitarbeiter mit einem Teilpensum von 90 %. Er hat aber keinen fixen Freitag, sondern mehr Ferientage unter dem Jahr. So hat Simon auch keine Probleme bei der Planung der Arbeiten, vor allem im Winter mit dem Picket-Dienst.

 

8. Wir möchten nicht den Teufel an die Wand malen und positiv in die Zukunft blicken. Wie seht ihr die Forstbranche in zehn Jahren?

Jörg ist der Ansicht, dass der Wunsch für Teilzeitarbeit vermehrt zunehmen wird. Dies wirkt sich natürlich auch positiv auf die Altersvorsorge bzw. durch den bewussteren Umgang mit der schweren körperlichen Arbeit aus. Der Druck auf den Lebensraum Wald und Berge wird sicherlich zunehmen und stellt uns vor grosse Herausforderungen.

Aus Simons Sicht wird die körperliche Arbeit durch den Menschen nie total von Maschinen ersetzt («Spezial Fall» beim Baum fällen) werden. Zum Glück …

Die verschiedenen Waldleistungen müssen gut verkauft und auch in einen gewissen Wert gesetzt werden. Hingegen wird das Produkt Holz im Gebirgsforstbetrieb an Wert verlieren. Nebst der Schutzleistung werden die Biodiversitätsleistungen im Wald zunehmen. Die grosse Herausforderung wird darin bestehen, alles unter einen Hut zu bekommen. Denn um solche Arbeiten ausführen zu können, braucht es auch gutes Personal!

9. Was möchtet ihr angehenden Forstwart/innen mit auf den Weg geben?

Jörg ist es wichtig, den Beruf als Forstwart/in möglichst unfallfrei ausüben zu können. Die Sicherheitsaspekte sollten immer im Hinterkopf behalten werden. Zudem sollte jeder Forstwart und jede Forstwartin eine gewisse Sensibilität für den Lebensraum Wald mit sich tragen. Vor allem auch bei den Arbeiten, die im Wald ausgeführt werden.

Simon empfindet es als wichtig, dass man nicht schnell aufgibt, sich treu bleibt und daran denkt, woanders ist es auch nicht immer besser. Natürlich darf man seine Erfahrungen in anderen Betrieben sammeln, vielleicht bemerkt man dann, wie gut es am alten Ort war.

 

 

Zwei Forstwarte berichten über ihren Beruf im Wald

Interview mit Martin Jäger und Armin Beeli

Interview mit Martin Jäger

Steckbrief

Name: Martin Jäger
Jahrgang: 1962
Wohnort: Peist
Familie: Verheiratet, 3 Kinder
Interessen: Jagd, Schweisshundeführer, Wald und Holz
Arbeitgeber: Gemeinde Arosa
Werdegang:
– 1981 Militär
– 1982 im Winter im Wald gearbeitet
– anschliessend fast 20 Jahre als Schreiner tätig in Arosa
– danach als Forstwart und bis heute im Forst Arosa als Vorarbeiter tätig

Martin Jäger. (Bilder: zVg)

 

Forstwart, ein Beruf in der Natur hört sich recht idyllisch an?

Es ist schön, wenn das Wetter schön ist. Man ist der Natur sehr nahe und sieht eins zu eins den Wandel der Zeit, auch wenn er langsam vorangeht.

 

Was war deine Motivation für einen Beruf im Wald?

Weniger Zeitdruck im Vergleich zur Bauwirtschaft. Aber auch die Kollegschaft unter den Mitarbeitenden, der respektvolle und angenehme Umgang unter den Arbeitskollegen in der Forstbranche. Auch die Arbeitskultur, welche von Generation zu Generation im Wald weitergegeben wird, gefällt mir und ich kann mich mit dieser identifizieren.

 

Mit welchen Erwartungen an den Forstwartberuf bist du gestartet? Wurden diese Erwartungen erfüllt?

Der Vater arbeitete neben der Landwirtschaft in den Wintermonaten im Wald. Auch war mein Onkel als Förster tätig. Mein erster Kontakt zur Waldarbeit war im Winter 1982. Der ganze Winter lang wurde das geschlagene Holz, hauptsächlich Fichten und Weisstannen, von Hand mit der Axt und dem Schelleisen entrindet. Dies war eine strenge, aber auch eine schöne Zeit. Ich startete die Holzkette zuerst bei der Verarbeitung als Schreiner und anschliessend erntete ich das Urprodukt im Wald als Forstwart. Da ich schon immer eher handwerklich veranlagt war und bin (also kein Büromensch), bin ich mit zuversichtlichen Erwartungen gestartet.

 

Welche Gründe bewegen dich, so lange als Forstwart tätig zu sein?

Der Hauptgrund ist sicherlich der, in der Holzkette tätigt zu sein und auch dies weiterhin zu bleiben. Der Winter 1982 hinterliess bei mir eindrückliche Erlebnisse. Strenge körperliche Arbeit, aber am Abend war man müde und zufrieden. Dies gilt auch heute noch. Zudem verlangt der Beruf Forstwart viel Selbstständigkeit und Verantwortung.

 

Wie stellst du dir deine Zukunft als Forstwart vor, wo liegen die grössten Herausforderungen?

Es ist mir wichtig, dass ich bis zur verdienten Pension gesund und glücklich bleibe. Auch als Team zusammenbleiben und dabei meine Lebens- sowie Berufserfahrung mit den anderen Kollegen teilen können. Einfach durchziehen bis am Schluss.

 

Wie könnten diese Herausforderungen bewältigt werden?

Der Körper ist das Grundkapital und man muss auch erkennen, wann genug ist. Die Arbeit im Wald ist dem Leistunssport gleichzustellen. Man muss auf sich Acht geben und sollte im Allgemeinen gesund leben. Ein altes Sprichwort im Wald heisst, «Speck musst du essen, das gibt Kraft!» dies nehme ich mir immer noch zu Herzen und es funktioniert sehr gut.

 

Welche Veränderungen kannst du seit deiner Anfangszeit im Bündner Wald als Forstwart in der Branche / Betrieb wahrnehmen?

Viele Arbeiten müssen viel kurzfristiger und schneller erledigt werden und dadurch kann es auch hektischer werden. Die Mechanisierung und die Digitalisierung haben die Arbeit im Wald viel sicherer und effizienter gemacht. In meiner Berufszeit erlebte ich aber auch immer wieder neue waldbauliche Ideen. Leider hat das Holz an finanziellem Wert, aber auch eine Zeit lang an emotionalem Wert in der Bevölkerung verloren. Dies ist nun mit der nachhaltigen Überlegung von Bauen und Heizen mit einheimischem Holz und dem Label Schweizer Holz, zum Glück wieder im positiven Wandel.

Martin Jäger bei einer gefällten Fichte.

 

Stehst du den Veränderungen eher positiv oder eher negativ gegenüber?

Wie unter bereits erwähnt, ich stehe der Mechanisierung in Bezug auf die Arbeitssicherheit sehr positiv gegenüber. Eher negativ sehe ich den Leistungsdruck, welcher in der Waldbranche auch vermehrt aufkommt. Man muss wieder lernen, dem Wald und den waldbaulichen Massnahmen Zeit zu geben, um zu erkennen, welche Massnahmen nützen und Früchte tragen. Im Hinblick auf die Klimaveränderung ist mir aufgefallen, dass ein vermehrtes Aufkommen von Laubholz auch in höheren Lagen stattfindet, dies finde ich positiv. Leider aber auch im negativen Sinne schreitet die Verbreitung der Neophyten auch im Schanfigg voran.

 

Was könnte man aus deiner Sicht am Arbeitsplatz, Arbeitsumfeld, resp. den Arbeitsbedingungen verändern, sodass mehr Leute motiviert sind im Wald zu arbeiten?

Einen Gesamtarbeitsvertrag mit besseren Sozialleistungen und besseren Löhnen für die Frostbranche ist dringend nötig. Auch müssen die Arbeitgeber wie z. B. die Gemeinden, eine gute Arbeitsabwechslung anbieten und moderne Anstellungsbedingungen ermöglichen. Ich würde es auch begrüssen, wenn die Forstbranche bessere Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten würde.

 

Was meinst du zum Thema Fachkräftemangel in der Forstbranche?

Seit dem Schengen Abkommen im EU-Raum leidet die Arbeitsqualität in der Waldbranche. So werden in der Schweiz auch Waldarbeiter mit Tiefstlöhnen beschäftigt, welche die Qualitäts- sowie Arbeitssicherheitsstandards nicht immer erfüllen. Auch muss die Branche jetzt reagieren, solange wir noch Lehrlinge im Wald haben. Doch diese im Beruf behalten zu können ist ein wahre Herausforderung.

 

Wie wird der Forstwartberuf in zehn Jahren aussehen?

Vielleicht läuft alles gleich weiter und man kann auch mal optimistisch sein. Wald und Holz wird immer gefragter und der Beruf im Gebirgswald wird auch noch mehr an Bedeutung gewinnen. Auch das Holz wird wieder an Mehrwert gewinnen, wenn wir auf Regionalität und Nachhaltigkeit setzen. So können wir die gesamte Wertschöpfung im Kanton fördern und die Holzkette und ihre Berufe wird immer stärker.

 

Wie könnte man junge Leute motivieren, auf dem gelernten Beruf zu bleiben?

Attraktive Arbeitsanstellungen, angemessene und angepasste Entlöhnung und gute Sozialleistungen anbieten. Weiterbildungsmöglichkeiten fördern und auch ermöglichen. Die Freunde und der Mehrwert am Handwerk mitgeben und damit auch die Schönheit am Beruf bewerben.

Martin Jäger bei der Arbeit.

 

Was möchtest du jungen Forstwart/innen mit auf ihren beruflichen Lebensweg mitgeben?

Sie sollen Freude an der körperlichen und harten Arbeit haben sowie einen engen Bezug zur Natur mitbringen. Man kann so einen Teil von etwas sehr Langfristigem im Waldbau sein.

 

Spürt man bei der Tätigkeit als Forstwart/in die Auswirkungen des schwankenden Holzpreises?

Indirekt, es gab in den letzten Jahren eine gewisse Zeit, wo gesundes Holz im Wald gefällt, gerüstet, entrindet und anschliessend liegengelassen wurde. Dies machte mir als «Hölziger» im Herzen schon weh und dass dies auch noch vom Kanton mit Subventionen gefördert wird, ist nicht immer ganz verständlich.

 

Was war dein schönstes Erlebnis als Forstwart?

Das sich die vier Waldeigentümer-Gemeinden im Schanfigg gefunden haben und den Werkhof Val Mischein gebaut haben. Auch eine der schöneren Erinnerungen ist, dass ich immer ein gutes Arbeitsteam haben durfte.Und auch, dass ich meine Erfahrung und Freude am Beruf den jungen Forstwarten/innen mitgeben konnte.

 

Interview mit Armin Beeli

Steckbrief

Name: Armin Beeli
Jahrgang: 1991
Wohnort: Fidaz (Gemeinde Flims)
Interessen: Sport jeglicher Art, Gleit-
schirm fliegen, Ski fahren bzw. Ski-
touren, Langlauf, Biken etc. Allgemein ein Bewegungsmensch, der immer wieder nach neuen Herausforderungen sucht.
Arbeitgeber: Solèr Holz AG
Werdegang:
– 2007–2010 Forstwartlehre beim damaligen Forstbetrieb der Gemeinden Ladir, Schluein und Falera
– seit 2010 bei Solèr Holz
– 2015 Ausbildung Seilkraneinsatz­leiter
– seit 2017 Seilkraneinsatzleiter bei Solèr Holz

Armin Beeli bei der Arbeit.

 

Forstwart, ein Beruf in der Natur, hört sich recht idyllisch an?

Das bekommt man oft zu hören: «Du hast einen schönen Arbeitsplatz mitten im Grünen.» Dabei wird oft vergessen, dass oftmals der Lärm von Maschinen zu hören ist oder dass man bei jedem Wetter draussen ist, egal ob strömendem Regen oder brütender Hitze (lacht). Doch natürlich gibt es auch schöne Momente, wenn man an idyllische Orte kommt, in den Pausen das Vogelgezwitscher hört oder frühmorgens dem Sonnenaufgang entgegenfährt.

 

Was war deine Motivation bei der Berufswahl, eine Forstwartlehre zu absolvieren?

Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und war deshalb schon mit dem Umgang mit Maschinen vertraut. In meinem Umfeld kannte ich bereits einige Leute, die in der Forstbranche tätig waren, und es war auch der einzige Beruf, wo ich schnuppern ging.

 

Mit welchen Erwartungen an den Forstwartberuf hast du deine Lehre angetreten? Gingen diese Erwartungen in Erfüllung?

Beim Eintritt in die Lehre hatte ich keine grossen Erwartungen. Das Team sollte mich so akzeptieren, wie ich war und ich hoffte auf eine spannende und lehrreiche Zeit. Ich fuhr damals Mountainbike-Rennen und so hoffte ich auch auf ein Entgegenkommen seitens Betrieb. Dieses erhielt ich dann auch, indem ich manchmal an einem Freitag frei nehmen durfte.

 

Welche Gründe bewegen dich, in dieser Branche tätig zu sein?

Die Lehre bei einem Gemeindebetrieb zu absolvieren, war für mich spannend und lehrreich. Dennoch wuchs meine Neugierde bei einem Unternehmer zu arbeiten. Vor allem die Faszination für Maschinen motivierte mich zu Solèr Holz zu gehen. Damals galten die Südtiroler als Seilbahnspezialisten. Ihnen konnte ich oft über die Schultern schauen und so viel lernen, was mir heute als Seilkraneinsatzleiter zugutekommt. Dieser Austausch unter den Mitarbeitern ist sehr wertvoll. Als Seilkraneinsatzleiter kommt man oft an Orte, wo vorher gefühlt noch nie jemand war. So hat man das Privileg, Flächen zu bewirtschaften, die noch nie gepflegt wurden. Das macht die Arbeit vielseitig und interessant. Ein weiterer Grund, weshalb ich so lange in dieser Branche bin, ist die Flexibilität, die mir mein Arbeitgeber bietet. Ich nehme mir jeweils für drei Monate eine Auszeit und arbeite den Rest vom Jahr im Stundenlohn. So kann ich meiner Leidenschaft, dem Wintersport, nachgehen. Diese Freiheiten geniesse und schätze ich sehr. Zudem ist für mich das Team matchentscheidend. Auch Arbeiten, die keinen grossen Spass machen, gehen dann viel leichter von der Hand.

 

Wie stellst du dir deine Zukunft vor, wo liegen die grössten Herausforderungen?

Sicherlich liegt die grösste Herausforderung darin, unfallfrei zu bleiben. Auch, dass durch die neuen Technologien, die Motivation für das Handwerk nicht verloren geht. Gerade im Schutzwald ist man oft auf gute Maschinen angewiesen, welche einem die Arbeiten erleichtern. Weiter ist es mir sehr wichtig, körperlich fit zu bleiben.

Seilkran-Holzerei auf dem Kunkelspass.

 

Wie könnten diese Herausforderungen bewältigt werden?

Bei so vielen Maschinen und Mitarbeitern vor Ort sollte man im Zweifelsfall kein Risiko eingehen und nach anderen Lösungen suchen. So ist es für mich wichtig z. B. bei einem Risikobaum, auch einmal «NEIN» sagen zu können und diesen nicht zu fällen. Dafür benötigt es aber auch die Einsicht des Försters; diese ist zum Glück meistens vorhanden. Es ist wichtig, seine Grenzen zu kennen, um Gefahren richtig einschätzen zu können.

 

Welche Veränderungen kannst du seit deiner Ausbildung zum Forstwart in der Branche bzw. im Betrieb wahrnehmen?

Ein grosser Fortschritt hat bei der Ausrüstung, bei der Bekleidung sowie auch bei den Arbeitsgeräten selbst stattgefunden. Zu Beginn der Lehrzeit hat man die Schnittschutzhose gehasst, sie waren schlecht geschnitten, steif und viel zu warm. Heute kommt es quasi einer normalen Arbeitshose gleich. Auch das Funkgerät wird immer kleiner und handlicher. Und auch die Entwicklung bei der Kettensäge ging rasant voran. Geändert hat sich auch, dass sich die heutigen Lernenden nicht scheuen auch einmal «NEIN» zu sagen. Früher hätte man sich dies nicht getraut. Ich finde dies aber eine positive Entwicklung. Aus betrieblicher Sicht wurden die heutigen Arbeitsabläufe durch die Digitalisierung stark optimiert, so hat man z. B. dank der digitalen Kluppe im Nu das Erntemass. Spannend ist auch, dass dank der stetig steigenden Nachfrage nach Energieholz das mühsame Entasten wegfällt. Zur Erleichterung eines Forstwartes.

 

Stehst du den Veränderungen eher positiv oder eher negativ gegenüber?

Ich stehe den Entwicklungen und den Veränderungen positiv gegenüber. Vor allem durch die Mechanisierung und Digitalisierung konnten viele Arbeitsschritte vereinfacht werden. So fliegt man heute manchmal per Heli zu abgelegenen Arbeitsstellen und muss nicht noch erst zwei Stunden Fussmarsch auf sich nehmen und dann erschöpft an die Arbeit gehen. Auch der Quad erleichtert einem oftmals die Arbeitswege. Man ist nicht nur schneller bei der Arbeitsstelle, sondern auch noch mit mehr Energie.

 

Was könnte man aus deiner Sicht am Arbeitsplatz, Arbeitsumfeld, resp. den Arbeitsbedingungen verändern, sodass es mehr Leute motiviert, im Wald zu arbeiten?

Ich kann mich glücklich schätzen, dass mein Arbeitgeber viel Verständnis für meine Leidenschaft aufbringt. So kann ich im Sommer viele Stunden arbeiten und diese so zusagen im Winter kompensieren. Ich finde es wichtig, dass die Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern eine gewisse Flexibilität bieten können. Zudem ist es wichtig, dass ein Lehrbetrieb auch auf die Bedürfnisse junger Leute eingeht und nicht an alten Strukturen festhält.

 

Was meinst du zum Thema Fachkräftemangel in der Forstbranche?

Bei Solèr Holz konnte ich mitverfolgen, wie anfangs noch viele Südtiroler im Betrieb waren. Heute sind es viel weniger. Auch im Südtirol gibt es einen Wandel, denn die Jungen sind nicht mehr motiviert, in die Schweiz zu kommen und unter der Woche weg von zu Hause zu sein. Ich arbeite bereits seit 14 Jahren bei Solèr und spüre wenig von einem Abgang in der Forstbranche. Wir haben viele Mitarbeiter, die bereits über längere Zeit bei uns arbeiten. Vielleicht auch wegen dem Stundenlohn, welcher eine gewisse Flexibilität zulässt.

 

Wie wird der Forstwartberuf in zehn Jahren aussehen?

Höchstwahrscheinlich steigt die Tendenz, dass sich immer weniger Leute sozusagen «die Hände schmutzig machen» wollen und deshalb einen Bürojob bevorzugen. Aus meiner Sicht wird es für Forstwarte weiterhin viel zu tun geben und die Wertschätzung wird daher, hoffe ich, eher zunehmen.

 

Wie könnte man junge Leute motivieren, auf dem gelernten Beruf zu bleiben?

In unserer Branche gibt es viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden, auch innerhalb eines Betriebs. Bei uns ist es oft auch möglich, dass man diejenigen Arbeiten, die man gern macht, öfter machen kann. Dies motiviert, in diesem Beruf zu bleiben.

 

Was möchtest du einem jungen Forstwart mit auf seinen beruflichen Lebensweg mitgeben?

Offen sein für Neues, Erfahrungen sammeln und Verschiedenes ausprobieren. Wenn man unzufrieden ist, versuchen mit dem Arbeitgeber zu verhandeln und eine Lösung zu finden. Flexibel zu sein und auch einmal länger zu arbeiten, wird oftmals auch durch eine Gegenleistung entlöhnt.

 

Spürt man bei deiner Tätigkeit als Forstwart die Auswirkungen des schwankenden Holzpreises, beispielsweise vor und nach Corona, durch den Ukraine-Krieg oder der politischen Strategie? Wenn ja, wie, z. B. durch erhöhten Leistungsdruck?

Direkt spüre ich wenig davon, wenn dann eher indirekt aufgrund des höheren Leistungsdrucks. Bei uns steht jedoch die Arbeitssicherheit im Vordergrund. Ich gehe lieber einmal ein Risiko weniger ein, als den Helden zu spielen.

Heli-Holzerei in Flims.

 

Was war dein schönstes Erlebnis als Forstwart und Seilkraneinsatzleiter?

Immer, wenn wir eine Seillinie pannenfrei erledigt haben, wir gut zusammengearbeitet haben und alle Mitarbeiter zufrieden sind.

 

 

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