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Bündner Wald Februar 2025

Waldquellen – Hotspots der Artenvielfalt schützen

Obwohl zahlreiche seltene und gefährdete Arten vorkommen, wurden Quellen lange Zeit im Wald nicht als Lebensraum wahrgenommen. Vor allem kleine, unscheinbare oder sickernde Quellaustritte wurden zerstört oder beeinträchtigt. Mit der Berücksichtigung der Quellen in den Arbeitsabläufen bei der Planung und Ausführung der Waldbewirtschaftung können diese Lebensräume erhalten und ökologisch aufgewertet werden. Daniel Küry

Als Schutz vor Naturgefahren, Holzlieferant und Erholungsgebiet ist der Wald eine wichtige Lebensgrundlage für den Menschen. Während darüber hinaus der Wert der Waldbestände als Lebensraum für seltene Vogelarten, als Einstand für das Wild oder als Wuchsort seltener Pflanzen den meisten Waldbesucher*innen vertraut ist, sind Quellen und ihre Lebensgemeinschaften die grossen Unbekannten. Quellen sind oft klein und zerstreut in der Landschaft verteilt. Hier treffen sich die Lebensgemeinschaften der Bachoberläufe, des Grundwassers und der Landlebensräume.


In Waldquellen mit besonders kalk- und mineralreichem Wasser bilden sich Ablagerungen von Kalksinter. Funtana da San Jon Dadaint, Scuol. (Bilder: Daniel Küry)


Kleinere Sickerquellen sind leicht zu übersehen, besitzen aber in einem Verbund mit weiteren benachbarten Quellen einen hohen ökologischen Wert.

Typisch Quelle
Quellen sind lokal begrenzte Orte, wo Grundwasser führende geologische Schichten an die Oberfläche treten. Die Fliessquellen befinden sich an mehr oder weniger steilen Hängen und sind meist Bachanfänge. Sie können aber auch in Auen liegen und werden dann Giessen genannt. In flacherem Gelände tritt das Wasser flächig aus dem Boden hervor und bildet Sickerquellen. Bei Austritten in Muldenlagen staut sich das Quellwasser auf und bildet ein kleines Stillgewässer (Weiherquellen). Kalktuff- resp. Kalk­sinterquellen entstehen als Folge von Kalkausfällungen, die nach und nach die charakteristischen Moospolster überziehen. Über Jahrhunderte bauen sich so imposante treppenartige Felsen auf.

Die Temperatur des Quellwassers entspricht der mittleren Jahrestemperatur des Standorts und schwankt im Jahresverlauf nur sehr wenig. In Tallagen sind dies 6–10° C, im Hochgebirge und in der Nähe von Permafrost kann die Temperatur auf weniger als 4° C absinken. Mit Ausnahme der Karstquellen in Kalkgebieten ist die Wasserführung recht gleichförmig.

Quellwasser ist sehr nährstoff- und sauerstoffarm und je nach Region und geologischem Untergrund angereichert mit unterschiedlichen Mineralien wie Eisen oder Calcium.

Quell-Lebensräume erkennen
Waldbereiche mit grossflächigen Sickerquellen oder Komplexen von Fliessquellen im Wald sind aufgrund der feucht-nassen Böden als Holzlieferanten nicht interessant. Umso wertvoller sind sie jedoch als Lebensräume für seltene und bedrohte Kleintiere und Amphibien.

Wo das Wasser über moosbedeckte Steine und Moospolster fliesst und die Ufer von leuchtend gelb gefärbten Bach-Steinbrech gesäumt sind oder sich ausgedehnte Kalksinterablagerungen befinden, sind Quell-Lebensräume leicht erkennbar. Oftmals besitzen Quellen in Wäldern jedoch nur eine geringe Schüttung. Sie sind lediglich als Flächen mit feuchter Erde oder sickernden Wasseraustritten erkenntlich.

          
Während die Gestreifte Quelljungfer (links) nur in Lagen bis rund 1300 m ü. M. vorkommt, bewohnt die Steinfliegenart Dictyogenus fontium Quellen bis in die alpine Stufe.

Vielfältige Lebensgemeinschaften
Je mehr unterschiedliche Strukturen – Moospolster, Sand-, Kies und Steine, Totholz, Kalk-Sinterterrassen, Strömungsgeschwindigkeiten usw. – vorhanden sind, desto vielfältiger und artenreicher ist die Lebensgemeinschaft.

Die typischen Eigenschaften und die Strukturvielfalt auf kleinem Raum machen Quellen zu einem einzigartigen Lebensraum für hochspezialisierte Quellarten, die in anderen Gewässertypen kaum eine Überlebenschance haben. In der Schweiz wurden bisher fast 90 Arten gefunden, die ausschliesslich oder bevorzugt in Quellen leben. Spitzenreiter und eigentliche Hotspots sind einzelne Quellen in denen 40–50 indizierte Kleintierarten leben – und das oft auf kleinstem Raum von nur wenigen Quadratmetern.

Typisch für Waldquellen ist ihre reichhaltige Moosflora, Totholz und Ablagerungen von Falllaub oder Nadelstreu. Besonders im Frühling bilden Quellfluren mit gelb-blühenden Sumpfdotterblumen, dem Bitteren Schaumkraut oder dem Milzkraut auffällige Farbtupfer in aufgelichteten Wäldern. Natürliche oder naturnahe, wenig beeinträchtigte Waldquellen und ihre Quellbäche werden gerne von Larven der Gestreiften Quelljungfer, einer auffälligen Libellenart, besiedelt. Zu diesen gesellen sich Larven zahlreicher Quellarten aus den Insektenordnungen der Steinfliegen, Köcherfliegen und Wasserkäfer – darunter auffällig viele endemische und National Prioritäre Arten.



Immer wieder werden Quell-Lebensräume durch «wilde» Fassungen und Verbauungen beeinträchtigt.

Beeinträchtigungen und ihre Folgen für die Lebensgemeinschaft
Seit jeher wurden in Wäldern Quell-Lebensräume hauptsächlich zur Trinkwassergewinnung gefasst. Im 20. Jahrhundert wurden in Wäldern Strassen und Bauten zur Holznutzung und zur Erschiessung von Alpen errichtet. In der Folge wurden Waldflächen drainiert, benachbarte Quellen gefasst und Quellbäche umgeleitet oder verrohrt. Anlagen zur Erholungsnutzung wie Lehrpfade, Bike-Trails oder Picknickplätze haben in einigen Fällen zur Beeinträchtigung angrenzender Quell-Lebensräume durch Trittschäden führen. Gelegentlich werden auch kleine Quellen zur Speisung von Waldbrünnchen gefasst.

Quell-Lebensräume werden bei einer ungünstigen Wahl der Linienführung von Rückegassen (unbefestigte Wege zum Transport von Baumstämmen) oder Erschliessungswegen beeinträchtigt oder zerstört. Aus Unkenntnis werden Austrittsbereiche von Quellen verbotenerweise immer wieder mit Schnittgut zugedeckt, das im Rahmen der Waldbewirtschaftung anfällt. Als Folge davon erkennen die adulten Wasserinsekten die Wasseroberfläche nicht und können die Quellen nicht mehr besiedeln.

Zu diesen Beeinträchtigungen kommt der Klimawandel. Die aufgrund der veränderten Niederschlagsverteilung auftretende Austrocknung verunmöglicht die Entwicklung von Insekten mit mehrjähriger Larvenentwicklung. Die Erwärmung des Wassers bedroht die an tiefe Temperaturen angepassten Quellarten, indem Arten tiefergelegener Gewässer in den Quellbereich hochwandern.

Schutz und ökologische Aufwertung von Quell-Lebensräumen
Bei Quellen im Wald können verschiedene Probleme und Nutzungskonflikte auftreten. Quell-Lebensräume sollen geschützt werden, indem sie in die Planungsgrundlagen und Waldentwicklungspläne (WEP) aufgenommen sowie Massnahmen zur ökologischen Aufwertung umgesetzt werden.

- Lebensraumkartierung und Planung
Als Basis ist es wichtig, die Lage und den Zustand der Quell-Lebensräume im Wald zu erfassen. Quellen in die Betriebspläne und in den WEP integrieren und spezifische Ziele für die Quell-Lebensräume formulieren.
Wichtige Massnahmen: Die Planungsgrundlagen laufend auf dem aktuellen Stand halten und allfällig neu entdeckte Quellen ergänzen.

- Walderschliessung und Infrastruktur
Bei Bauarbeiten im Wald wie z. B. neue Waldstras­sen zur Erschliessung oder Anlagen zur Wasserversorgung vorhandene Quell-Lebensräume in allen Projektphasen berücksichtigen.
Wichtige Massnahmen: Bei Vorhandensein von Quell-Lebensräumen alternative Linienführung res­pektive Standort prüfen. Falls der Strassenverlauf einen Quellbach kreuzt, Quellwasser nicht fassen, sondern mit rechteckigem Durchlass oder grossdimensioniertem Rohr (mit natürlichem Bachsediment) unter der Waldstrasse durchleiten. Empfindliche Quell-Lebensräume während Bauarbeiten auszäunen.

- Waldbewirtschaftung
Anwesenheit von Quell-Lebensräumen berücksichtigen beim Einsatz grosser Maschinen zum Fällen und Transportieren, bei der Lagerung von Astschnittgut und bei der Baumartenwahl.
Wichtige Massnahmen: Während Holzschlag­arbeiten Quell-Lebensräume auszäunen, auf Einsatz grosser Maschinen im Quellbereich verzichten, Forstpersonal sensibilisieren, Altholzinseln in Quellbereichen ausscheiden.


Zum Schutz des Quell-Lebensraums wurde bei der Einrichtung dieser Weidetränke eine Auszäunung des Quellbereichs vorgenommen.

- Erholungsnutzung
Einbezug von Quell-Lebensräumen bei der Planung und dem Bau von Wanderwegen, Picknickplätzen, Bike-Trails und weiteren Anlagen und Einrichtungen zur Erholungsnutzung.
Wichtige Massnahmen: Alternative Standorte für die Erholungsnutzung prüfen und auswählen, Waldbrünnchen, verbaute Quellbereiche und kanalisierte Quellbäche revitalisieren. Besucherinnen und Besucher informieren und für Quell-Lebensräume und ihre Bedeutung für die Tier- und Pflanzenwelt sensibilisieren.

- Naturgefahren, Jagd und Naturschutz
Ökologischen Wert von Quell-Lebensräumen berücksichtigen im Zusammenhang mit Naturgefahren, Jagd und Naturschutz.
Wichtige Massnahmen: Zur Hangsicherung Gebiete möglichst oberflächlich und teilweise entwässern, keine Wildfütterungsstelle in Umgebung von Quell-Lebensräumen einrichten. Zur Schaffung von Amphibienlaichgebieten keinen Quellbereich oder Quellbach aufstauen, sondern Stillgewässer in Dis­tanz von rund 10 m von Quellbach einrichten. Zur Wasserspeisung Ableitung aus Quellbach errichten.

Daniel Küry ist Gewässerökologe bei der Life Science AG und arbeitet für die vom BAFU beauftragte Beratungs­stelle Quell-Lebensräume: www.quell-lebensräume.ch

Quellen
Contesse E, Küry D (2022). Praxismerkblatt: QuellLebensräume im Wald erhalten. Beratungsstelle Quell-Lebensräume im Auftrag des Bundesamts für Umwelt, BAFU.
Imesch C, Küry D (2022). Praxismerkblatt: Synergien beim Erhalt von Quell-Lebensräumen und bei der Amphibienförderung. Beratungsstelle Quell-Lebensräume im Auftrag des Bundesamts für Umwelt, BAFU.
Küry D., Lubini-Ferlin V., Stucki P. 2019. Quell-Lebensräume – Anleitung zur systematischen Erhebung und Ermittlung ihrer Bedeutung im Naturschutz. Expertenbericht im Auftrag des BAFU, 46 S.
Küry D., V. Lubini & P. Stucki 2021. Quell-Lebensräume. Erfassen – Erhalten – Fördern. Praxisleitfaden. Umwelt-Wissen Nr. 2122. Bundesamt für Umwelt, Bern, 43 S.
Lubini V., Stucki P., Vicentini H., Küry D. 2014, update 2016. Bewertung von Quell-Lebensräumen in der Schweiz. Entwurf für ein strukturelles und faunistisches Verfahren. Bericht im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt BAFU. 33 S.
 

Was erwartet uns an Wildbächen?

Graubünden hat auch im Bereich der Wassergefahren einige grosse Verbauungsgebiete. Die Nolla, der Arieschbach, der Schraubach, die Bäche des Val Müstair,­ im Schanfigg sowie in Trimmis und das Val Parghera sind wohl die grössten. Entsprechend ist gesammeltes und überliefertes Wissen im Umgang mit diesen vorhanden. Obwohl die Gesetze der Physik Bestand haben, fragt sich unter den aktuellen Gegebenheiten, inwieweit die gesammelten Erfahrungen in die Zukunft übertragen werden können und ob ein Transfer zwischen Praxis, Verwaltung, Bildung und Forschung genügend gewährleistet ist, um die anstehenden Heraus­forderungen zu meistern. Grund genug, etwas genauer hinzuschauen. Walter Krättli

Rasant eintretende Folgen der Klimaänderung
Lange, trockene Perioden gefolgt von Starkniederschlägen von bisher als extrem bezeichnetem Ausmass werden von Klimawissenschaftlern prognostiziert. Vorboten bestätigen diese Prognose mehr und mehr. Im vergangenen Jahr bildeten die Überschwemmungen in Österreich, Murgänge in Brienz im Berner Oberland, im Tessin und natürlich auch die gravierenden Schäden im Misox Beispiele für die Folgen solcher prognostizierten Wetterszenarien. Sowohl im Misox wie auch in Brienz BE spricht man nach den erfolgten Ereignisanalysen von grossen bis sehr grossen Ereignissen und von bis anhin anders eingeschätzten Folgen, als es die Realität aufzeigte [1], [2]. Das liegt in der Natur von Abschätzungen. Man kann sie erst validieren, wenn sie eingetreten sind. Nun werden Gefahrenkarten überarbeitet und Schutzmassnahmen entsprechend angepasst.

Die Ereignisse haben wohl bei manchen Verantwortlichen anderer Gemeinden auch Fragen ausgelöst. Wie robust sind unsere bisherigen Verbauungsbestrebungen im Hinblick auf solche, sich bewahrheitenden Tendenzen? Wie lässt sich das zuverlässig abschätzen und wie sehen präventiv schutzverbessernde Massnahmen aus?

Von der Sicherung hin zu mehr Platz und Grosszügigkeit
Im Wasserbau ist unbestritten die Wichtigkeit des Raumbedarfs der Gewässer und des Wasserrückhalts ins Zentrum des Handelns gerückt. Im Wildbachverbau ist eine Ausweitung des Gerinneraums aufgrund der Topografie häufig stark eingeschränkt. Im Vergleich zu den Anfängen des Verbauwesens wird heute den Gerinneprozessen, aber auch in Wildbächen wesentlich freiere Entfaltung zugestanden. So werden Geschiebevolumen eher durch Rückhalte- oder Dosiersperren eingangs der Verlandungsstrecke zurückgehalten oder eben dosiert und abgeleitet anstelle von umfangreichen, technischen und ingenieurbiologischen Verbaumassnahmen im Einzugsgebiet. Voraussetzungen dafür sind genügend Stauraum und Konzepte zur Entfernung des anfallenden Geschiebes. Die Entwicklung ist teilweise begründet in der Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der Risikominderung (EconoMe). Weiter wird der ökologische Wert von dynamisch, heterogenen Gerinneabschnitten zu Recht hoch gewertet. Und zudem sind erosionsgefährdete Wald- und Landwirtschaftsflächen wesentlich weniger nutzungszentriert von Interesse und entsprechend weniger umkämpft.


Abb. 1: Die Oberflächenbeschaffenheit und Bodeneigenschaften beeinflussen die Hydrologie. Erosionsschutz und Wiederbewaldungsbestrebungen in der Val Schais, Val Müstair. (Bilder: Walter Krättli).

Wohl wichtig, aber wie erwähnt, etwas in den Hintergrund gerückt ist das Umfeld der Wildbäche. Es bildet schon seit Inkrafttreten der ersten Forstgesetzgebung Ende des 19. Jahrhunderts einen wesentlichen Teil des Schutzes gegen Wasser- und Folgegefahren. – Gemäss der Schutzwaldausscheidung nach SilvaProtect ist die Wirkung von waldbaulichen Massnahmen auf Abflussspitzen kaum zu beziffern. Sie hängt z. B. mehr von Standortfaktoren und dem Verlauf eines Niederschlagereignisses ab [3]. Die reine Präsenz von Wald hat jedoch unbestritten eine hydrologisch ausgleichende, der Wasserspeicherung förderliche Wirkung. Mit gezielter Waldpflege, welche nach immer besser bekannten, prozessorientierten Anforderungen ausgerichtet wird, können Gefährdungen reduziert werden. So wird beim waldbaulichen Handeln nach den Grundsätzen «Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald» NaiS neben kontinuierlichem Walderhalt insbesondere gegen Geschiebe- und Schwemmholzeintrag vorgesorgt [4].

Wo liegen die Grenzen der Grosszügigkeit?
Im Gegenzug zur Interessenlage an Flächen im Einzugsgebiet zahlreicher Wildbäche ist der Gewässerraum in Unterläufen und Vorflutern von Wildbächen bekannterweise immer stärker umkämpft. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt BAFU nimmt in der Schweiz die Konzentration wertvoller Güter in gefährdeten Gebieten stetig zu. Damit steigen auch die potenziellen Schäden durch Naturgefahren und mithin die Risiken (Zunahme der Anzahl gefährdeter Objekte, des Wertes der gefährdeten Güter und ihrer Verletzlichkeit gegenüber Schäden) [5]. Dies gilt auch für Wassergefahren. In diesem Bewusstsein scheint die Wichtigkeit hydrologisch gut funktionierender Einzugsgebiete immer wichtiger. Damit sind eine abflussdämpfende Geomorphologie, insbesondere erosionsstabile, Wasser rückhaltende Böden, passende Vegetation und entsprechende Nutzungs- sowie Pflegeformen gemeint.

Ein interessantes Projekt im Auftrag des BAFU modelliert Folgen in der Landschaftsentwicklung bei einer hypothetischen Erwärmung von +4°C gegenüber den Jahren 1981 bis 2010 (siehe auch QR-Code). Obwohl neben quantitativen Modellen auch sehr viel qualitative Faktoren die Methodik des Projektes prägen, gilt es in diesem Zusammenhang folgende Tendenzen zu erwähnen. Das Landschaftsbild wird sich sehr stark ändern, kann aber durch gesellschaftliche und politische Anpassungen unterschiedlich beeinflusst werden. Hinsichtlich Naturgefahren ist bekannt, dass Erosion, Rutschungen bis zu Bergstürzen und Hochwasser häufiger drohen. Wie man diesen begegnet, ist strategisch zu entscheiden. Sehr gut erkennbar ist, dass eine zeitige Anpassung in allen Belangen ratsam ist und sich mildernd auf die Konsequenzen auswirkt [6].


Abb. 2: QR-Code zum genannten WSL-Projekt.

Was also tun, an Wildbächen?

Eine aktive Landschaftsgestaltung auf der Basis bewusst gewählter Strategien ist daher zu begrüssen. Aufgrund der Ausführungen gehören auch vermehrt wieder die Kontrolle und gefährdungsmindernde Pflege der Landschaft in Einzugsgebieten von Wildbächen dazu. Die Beobachtung von hydrologisch wirksamen und gefährdenden Entwicklungen steht dabei am Anfang. In der Folge kann auf das eingangs erwähnte Erfahrungswissen zurückgegriffen werden. Denn viele Massnahmen, die Rutschungs- und Hochwassergefahren in Einzugsgebieten mindern sind erprobt und bekannt. Eine grosse Herausforderung wird sein, Zeichen in der Landschaft früh zu erkennen und rechtzeitig auf die richtigen Massnahmen zu setzen. Dazu gehören anpassbare Beweidungskonzepte, angepasste Baumarten und Waldpflege sowie Erhalt der bestehenden und den Szenarien entsprechende neue Verbauungen und ebenso Aufweitungen der Gerinne, wo dies möglich ist. Die technische Sicherung von Bachsohlen und Gerinneeinhängen macht folglich an vielen Orten weiterhin Sinn. Sie soll keineswegs in Konkurrenz zur vermehrten Gewässerdynamik stehen. Vielmehr braucht es Wissen, wo Dynamik und Raum und wo Sicherung zur Gefährdungsminderung beitragen kann.

Die aufgeworfenen Fragen und Herausforderungen brauchen Antworten. Ein integraler Austausch unter den Disziplinen, die den Naturraum Planen, Gestalten und Nutzen ist angezeigt. Denn alle können beitragen. Die vermehrte Zusammenarbeit zwischen Forschung, Praxis und Behörden ist wichtig, um den Verantwortlichen gute Entscheidungsgrundlagen liefern zu können.


Abb. 3: Mit einer einfachen Sohlschwelle aus vor Ort gewonnenem Holz werden die Tiefenerosion und folglich die Einhänge stabilisiert.

Fachtagung Wildbäche – ein Bündeln der Kräfte
Ende Oktober vergangenen Jahres fand auf dem Campus Rapperswil der Ostschweizer Fachhochschule OST die erste Fachtagung Wildbäche zum Thema «Modellierung von Wildbachprozessen» statt. Diese Tagung soll gemäss den Organisierenden, der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und der OST den Anfang bilden, die Thematik der Wildbäche in der Schweiz wieder vermehrt in den Fokus zu rücken und einen aktiven Austausch zwischen Wissenschaft, Praxis und Behörden zu schaffen [7]. Ein gutes Zeichen im Hinblick auf das Bevorstehende.

Walter Krättli, BSc FH Forstwirtschaft, Fachstelle für forst­liche Bautechnik, fobatec.ch.

Quellen
[1] AWN GR 2024. Unwetterereignis Misox: Ereignisanalyse ausgewählter Bäche abgeschlossen, erste Arbeiten bereits umgesetzt. Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden, 25.11.2024, abgerufen am 21.01.2025.
[2] Berner Zeitung Oberland 2024. Unwetter in Brienz: Experten analysieren Murgang. Berner Oberländer, 16.10.2024, abgerufen am 21.01.2025.
[3] Lange B., Losey S., Zürcher S. 2022. Neues NaiS-Anforderungsprofil für Gerinneschutzwälder. Wald und Holz, 6/22, 24-27.
[4] Bundesamt für Umwelt 2021. NaiS, Anhang 1 Naturgefahren, Kapitel 5 Gerinneprozesse. 17.
[5] Bundesamt für Umwelt 2024. Risikoermittlung und -bewertung, 06.11.2024, abgerufen am 21.01.2025.
[6] Tobias S. et al. 2023. +4°C und mehr: Schweizer Landschaften im Klimawandel. WSL-Berichte, Heft 139, 54S.
[7] OK Fachtagung Wildbäche 2024. Fachtagung Wildbäche 2024 – Ein Schritt in die richtige Richtung. FAN Agenda 2/2024, 15.

Ursin Hänni: Arbeitsbericht Nollabrücke

In diesem Arbeitsbericht schreibe ich über die Erneue­rung der Nollabrücke. Es kommen die Arbeitsab­läufe vor und die Materialien, die benötigt wurden.


Ursin Hänni, lernender Forstwart beim Forstrevier Thusis/Masein.
 

Forstrevier Thusis/Masein
Gemeinde Thusis mit Fraktion Mutten und Gemeinde Masein werden beförstert
Waldfläche: 1268 ha
Davon Schutzwald: 933 ha
Hiebsatz: 4000 Tfm
Eigene Forstgruppe mit: 1 Förster, 3 Forstwarte, 2 Lernende
Mechanisierung: Forsttraktor mit Doppeltrommelwinde und Kran, Holzanhänger und Hakenanhänger
Seilkranarbeiten werden an private Unternehmungen vergeben

Vorwort
In diesem Arbeitsbericht schreibe ich über die Erneue­rung der Nollabrücke. Es kommen die Arbeitsab­läufe vor und die Materialien, die benötigt wurden.

    
Erneuerte Nollabrücke. (Bilder: Ursin Hänni)                 Nollabrücke vorher.

Grund
Der Zustand der Brücke war sehr schlecht, als wir den Auftrag erhalten haben. Die Brücke wurde als Zufahrt für den Bau einer neuen Bachsperre genutzt. Es wurde etwa 1800 m3 Beton und 6000 Tonnen Steine über die Brücke transportiert. Die Brücke hat eine Belastbarkeit von 30 Tonnen. Es hatte viel morsche und kaputte Bretter, die wir ersetzen mussten.


Standort Nollabrücke.

Arbeitsbeginn
Beim Arbeitsbeginn wussten wir noch nicht, in welchem Zustand die Lärchenbolen sind, die unter den Fichtenbrettern waren.

Bretter entfernen
Die Bretter konnten wir mit einem Geissfuss aushebeln und dabei die Nägel aus der Brücke ziehen. Als wir die Bretter entfernt hatten, konnten wir sie mit dem Traktor von der Brücke nehmen und abtransportieren.

                                         
Bretter entfernen.               Abtransport der Bretter.         Mobiler Hochdruckreiniger(Wave).   Eichenbolen vor dem Waschen.

Brücke waschen
Nachher konnten wir mit einem mobilen Hochdruckreiniger die Brücke mit warmem Wasser waschen. Als wir den ganzen Dreck entfernt hatten, konnten wir den Zustand der Lärchenbolen sehen und entschieden uns, dass wir sie so lassen.

          
Eichenbolen nach dem Waschen.                   Ganze Brücke nach dem Waschen.

Neue Fahrbahn
Die neue Fahrbahn wurde mit Gerüstbrettern gebaut. Sie ist so gebaut, dass es einfach ist, sie auszutauschen. Die Bretter sind eine Art Verschleissschicht.

Neue Bretter montieren
Die neuen Bretter wurden mit dem Valtra zur Brücke transportiert und auch gerade verteilt. Dann konnten wir mit dem Montieren anfangen. Zu beachten war, dass man einen schönen Übergang hinbekommt, damit die Bretter sich nicht aufstellen und damit wieder kaputt gehen. Da die Bretter noch mit Zumass geliefert wurden, mussten wir mit einer Kreissäge die Bretter auf fünf Meter kürzen. Die Breite der Bretter war nicht optimal für die Breite der Brücke. Das heisst, wir mussten noch Bretter der Länge nach zuschneiden.

                              
Länge einschneiden.              Verteilung der Bretter.                 Neue Bündnerzaunlatten.            Bus auf der neuen Brücke.

Neue Bündner Zäune   
Da die Bündnerzaunlatten, die auf beiden Seiten montiert waren, einige Faulstellen aufwiesen, wurden sie erneuert. Damit wir auch die richtigen Winkel hatten, benutzten wir die alten Abschnitte, um den Winkel zu übernehmen. So konnten wir die ­Arbeit schnell und sauber erledigen.

Materialien
- Werkzeuge
- Kreissäge
- Notstromaggregat
- Hammer
- Kettensäge
- Mobiler Hochdruckreiniger

Verbrauchsmaterialien
- Bretter
- Nägel
- Bündnerzaunlatten

Fahrzeuge
- Mitsubishi-Bus
- Valtra t 163

Kalkulation
Aus dieser Kalkulation kann man viele verschiedene Informationen herauslesen. Sie ist sinnvoll, um die verschiedenen Kosten zu veranschaulichen.

Schlusswort
Diese Arbeit hat mir Freude gemacht, da man über das schreiben kann, was man selber gebaut hat. So kann man sich die Arbeit nochmals anschauen und bekommt mehr Infos, wie die Kosten. So kann man es besser einschätzen, was solch eine Arbeit etwa kostet.

Mit der Einteilung der Zeit hatte ich keine grossen Probleme und konnte es so ziemlich schnell abar­beiten.

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