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Schweizer Wald - der Schlüssel zur CO2-Senke

Die Wald-Klimaschutz-Projekte von Wald-Klimaschutz Schweiz tragen wesentlich zum Umwelt- und Naturschutz bei, indem sie CO2-Emissionen durch nachhaltige Forstwirtschaft und Wiederaufforstung binden. Diese Projekte bieten den Forstbetrieben, die als Projekteigner fungieren, finanzielle und ökologische Vorteile, stärken die biologische Vielfalt und die Resilienz der Wälder gegenüber dem Klimawandel. Gerade auch in den gebirgigen Regionen der Schweiz konfrontiert der Klimawandel die Forstbetriebe mit spezifischen Herausforderungen, darunter Extremwetterereignisse und Schädlingsausbrüche, die durch steigende Temperaturen und veränderten Niederschlagsmuster intensiviert werden. Diese Bedingungen erfordern eine Anpassung der Waldbewirtschaftung, um die nachhaltige Leistung des Waldes als CO2-Senke sicherzustellen. Petra Hirsig-Geiger, Simon Tschendlik

Wald-Klimaschutz-Projekte: klimaoptimierte Waldbewirtschaftung und Holznutzung
Die Wald-Klimaschutz-Projekte zeichnen sich durch ihre ganzheitlichen Ansätze aus, die sowohl ökologische als auch ökonomische Ziele verfolgen. Sie verbessern die Biodiversität, indem sie Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten schaffen oder erhalten. Sie tragen dazu bei, dass die Klimaleistungen des Waldes, wie die Sequestrierung, die Speicherung von CO2 in Holzprodukten und die Substitution fossiler Rohstoffe, entscheidend zum Klimaschutz beitragen. Die Forstbetriebe, die ein Wald-Klimaschutz-Projekt ausarbeiten und zertifizieren lassen, können durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten finanzielle Mittel generieren, die es ihnen ermöglichen, nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken zu implementieren. Diese Praktiken umfassen unter anderem die selektive Nutzung von Holz und die Erhaltung alter Baumbestände. Damit der Wald seine wichtigen Leistungen weiterhin erbringen kann, ist eine Anpassung des Waldes an den Klimawandel von grösster Bedeutung. Die Waldwirtschaft steht vor riesigen Herausforderungen, die mit hohen Anpassungskosten einhergehen. Forstbetriebe, die ein Wald-Klimaschutz-Projekt ausarbeiten, zertifizieren lassen (auf eigene Kosten) und es 30 Jahre nachhaltig bewirtschaften, können dank des Verkaufs von CO2-Zertifikaten Mittel generieren, die es ihnen ermöglichen, nachhaltige Forstwirtschaftspraktiken zu implementieren. Dadurch wird die Gesundheit und Vielfalt der Wälder langfristig gesichert.

Gemeinsam für den Wald als Klimaschützer
Wie erwähnt, stehen die Schweizer Wälder und somit deren Waldeigentümer und Forstbetriebe unter enormem Druck. Der Klimawandel und dessen Auswirkungen laufen so rasch ab, dass zwischenzeitlich fraglich ist, ob im Wald die vielfältigen Waldleistungen wie die Holzproduktion, Schutz vor Naturgefahren oder Wald als sicherer Erholungsraum für unsere Gesellschaft weiterhin erbracht werden können, wenn keine umfangreichen Massnahmen eingeleitet werden. Die Fähigkeit der laufenden Senkeleistung des Waldes ist unbestritten, der Wald ist demnach ein entscheidender Akteur bei der aktiven CO2-Entnahme aus der Atmosphäre (auch Sequestrierung genannt), was sein Beitrag zum Klimaschutz relevant macht. Bürgergemeinden, in deren Besitz sich über 40 % des Schweizer Waldes befinden, haben eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, die Wälder für die Zukunft und den Klimaschutz fit zu machen.

Auch auf nationaler Ebene spielt der Wald eine entscheidende Rolle als CO2-Senke. Laut dem National Inventory Report 2023 beträgt die durchschnittliche jährliche CO2-Senkenleistung des Schweizer Waldes etwa 1,53 Millionen Tonnen CO2. Diese Menge wird von der Schweiz in ihrer nationalen Klimabilanz berücksichtigt und an das Klimasekretariat in Bonn rapportiert. Die Waldeigentümer werden vom Bund, für die CO2-Senkenleistung die in der nationalen Klimabilanz angerechnet wird, allerdings nicht entschädigt. Waldeigentümer sehen dies kritisch, da aus ihrer Perspektive eine finanzielle Entschädigung für die Pflege und Nutzung des Waldes angebracht wäre.

Denn eine der grossen Herausforderungen für Waldeigentümer ist die Forderung nach einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder zugunsten der Klima-, Energie- und Umweltpolitik, bei einem sehr schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Die schweizerische Forststatistik 2023 weist bei 649 aktiven Forstbetrieben in der Schweiz ein Defizit von fast 17,9 Millionen Franken aus, was pro Betrieb ein durchschnittliches Defizit von ca. 27500 Franken pro Jahr bedeutet.

Holznutzung im Gebirgswald mit Seilkrananlage in Davos.(Bilder: PLD-Davos)

Unterstützung durch Wald-Klimaschutz Schweiz
Wald-Klimaschutz Schweiz, gegründet 2019, unterstützt die Waldeigentümer durch die Initiierung und Verwaltung von CO2-Projekten, die mit einer geeigneten Bewirtschaftung einen CO2-Senkeneffekt erzielen. Diese Projekte gewährleisten weiterhin die Schutz-, Nutz- und Wohlfahrtsfunktionen des Waldes und leisten gemeinsam mit den Waldeigentümern einen nationalen Beitrag zum Klimaschutz. Wald-Klimaschutz Schweiz ist eine Plattform über die Waldeigentümer und Forstbetriebe ein individuelles, auf sie zugeschnittenes CO2-Projekt realisieren können. Das Ziel des Vereins, eine klimaoptimierte Waldbewirtschaftung zu fördern. Die durch die klimaoptimierte Waldbewirtschaftung entstehenden Aufwendungen, Verzichte und Verpflichtungen werden durch den Erlös aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten finanziert. Dabei richten sich die Zertifikate primär an Unternehmungen in der Schweiz, die Klimaemissionen generieren. Die auf dem freiwilligen Markt angebotenen Zertifikate eignen sich zum Ausgleich nationaler Emissionen in der Schweiz und bieten, neben dem Beitrag an den Klimaschutz, den Käufern auch die Chance die vielen positiven Marketingaspekte zu nutzen. Denn ein Schweizer Projekt mit einem/einer lokalen Förster/in, mit dem Wald vor der Haustür, der Möglichkeit mit Kunden und Angestellten Teamanlässe und Walderlebnisse anzubieten. Eine Portion Swissness, ermöglicht es Schweizer Unternehmen, Klimaschutz in der Heimat zu leben, anstatt Kompensationsprojekte im globalen Süden, welche nicht prüfbar sind, zu fördern. Mit den generierten Erträgen aus dem Zertifikat Verkauf können ökonomische Unsicherheiten und Herausforderungen, die sich der Schweizer Waldwirtschaft zahlreich stellen, abgefangen werden. Neben dem Umstand, dass die Projekte von den Abnehmern in der Schweiz besucht werden können, sind alle Projekte transparent nach der Norm ISO 14064-2:2019 zertifiziert und durch den TÜV NORD auditiert.

Alpwaldungen Nüsäss auf dem Furnerberg.

Kaskatennutzung: Verlängert die Speicherung von CO2
Der Wald spielt nicht nur durch seine Sequestrierungsleistung eine wichtige Rolle im Klimaschutz, sondern auch durch die geschickte Nutzung seines Holzes. Geerntetes Holz speichert so lange CO2, wie es in langlebigen Produkten wie Baumaterialien oder Möbelstücken genutzt wird. Besonders Bauholz, das über Jahrzehnte in Gebäuden gebunden bleibt, trägt erheblich zur Kohlenstoffspeicherung bei. Kurzlebigere Produkte wie Toilettenpapier haben hingegen eine geringere Speicherleistung.

Zusätzlich leistet Holz als Substitutionsgut einen wichtigen Beitrag zur Klimabilanz. Der Einsatz von Holz statt konventioneller Materialien wie Beton oder Stahl im Bauwesen oder die Verwendung von Holz als erneuerbarer Energieträger anstelle fossiler Brennstoffe verbessert die Umweltbilanz erheblich.

Die nachhaltige Bewirtschaftung der Schweizer Wälder basiert auf einem Ansatz, der sowohl die Wachstums- und Speicherphase der lebenden Biomasse als auch die Nutzung des Holzes berücksichtigt. Dabei steht die Vision der Kaskadennutzung im Zentrum. Dieses Prinzip maximiert die Nutzungseffizienz des Rohstoffs Holz und trägt langfristig zur Verbesserung der Klimabilanz bei.

Bei der Kaskadennutzung wird Holz zunächst in langlebigen Produkten wie Bauholz mit minimaler Verarbeitung verwendet, wodurch der Kohlenstoff über viele Jahrzehnte gebunden bleibt. Anschliessend kann dasselbe Holz weiterverarbeitet werden, etwa zu Holzwerkstoffen für den Innenausbau oder Möbelbau, wodurch der gebundene Kohlenstoff weiterhin über mehrere Jahre erhalten bleibt. In einer weiteren Stufe entstehen zellulosebasierte Produkte. Erst am Ende ihres Lebenszyklus werden diese Produkte als Rohstoff für die Energieerzeugung genutzt.

Dieses Prinzip der Mehrfachnutzung schont Ressourcen, reduziert Abfall und minimiert die Umweltauswirkungen – ein integraler Bestandteil des modernen Klimaschutzes.

Waldungen der Gemeinde Klosters-Serneus.

Noch nicht am Ziel
Aus heutiger Sicht ist die Kaskadennutzung von Holz in der Schweiz noch nicht vollständig umgesetzt. Gemäss der schweizerischen Forststatistik werden gut 56% des nationalen Holzeinschlags direkt für die energetische Nutzung verwendet. Dabei wird das über Jahrzehnte im Holz gebundene CO2 sofort wieder freigesetzt. Ein weiterer substanzieller Teil des eingeschlagenen Rundholzes wird ins Ausland exportiert, während Halbfabrikate und Fertigfabrikate aus Holz für die Bauindustrie hauptsächlich aus dem umliegenden Ausland importiert werden.

Um die Klimasenkenleistung des Waldes langfristig sicherzustellen, ist ein integraler Ansatz erforderlich. Einerseits muss die Waldbewirtschaftung darauf ausgerichtet werden, die Sequestrierungsleistung des Waldes sowohl kurz- als auch langfristig zu maximieren. Dies setzt die Pflanzung zukunftsfähiger und klimaresistenter Baumarten voraus. Solche Massnahmen erhöhen die Resilienz des Waldbestandes gegenüber klimatischen Veränderungen.

Andererseits sollte die Holzproduktion so gesteuert werden, dass möglichst hochwertiges Holz heranwächst. Dieses Holz erfüllt die qualitativen Ansprüche der Sägeindustrie und kann den höchsten Kaskadenstufen zugeführt werden. Durch diese Strategie wird der Wert des Holzes gesteigert, die Kaskadennutzung gefördert und ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Wirkungsweise der generierten Mittel, aus dem CO2-Zertifikate Verkauf. (Grafik: Wald-Klimaschutz Schweiz)

Schlussfolgerung
Die Projekte von Wald-Klimaschutz Schweiz sind entscheidend für die Klimaschutzstrategie der Schweiz. Sie ermöglichen es Forstbetrieben, trotz wirtschaftlicher Herausforderungen, durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten und die Implementierung nachhaltiger Praktiken, den Wald als wichtige Ressource für den Klimaschutz zu erhalten und zu nutzen. Diese Projekte bieten eine nachhaltige Finanzierungsquelle und unterstützen die lokale Wirtschaft, während sie gleichzeitig zur Erreichung der nationalen und internationalen Klimaziele der Schweiz beitragen.

Weitere Informationen

www.wald-klimaschutz.ch

 

Petra Hirsig-Geiger ist Projektmanagerin von Wald-

Klima­schutz Schweiz. Simon Tschendlik ist Geschäftsführer Wald-Klimachutz Schweiz.