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Resurses -nachhaltiger Umgang mit der einheimischen Ressource

Trotz einigen Herausforderungen während der Planungs- und Realisierungsphase konnte am 6. Dezember 2022 der erste Stamm auf der neuen Blockbandsäge der Resurses SA eingeschnitten werden. In wenigen Wochen wird die Anlagemontage abgeschlossen sein und das neue Sägewerk wird den Produktionsbetrieb aufnehmen. Gian Andri Capeder

Blick auf das Herzstück der neuen Sägerei, die Blockbandsäge aus dem Hause EWD. (Alle Fotos: Resurses SA)

 

Resurses steht kurz vor der Inbetriebnahme

Dank den guten Wetterbedingungen im Sommer und Herbst 2022 hat das Generationenprojekt konkrete Form angenommen. Über den Winter bis Ostern werden die letzten Anlageteile installiert und das Sägewerk wird mit der geplanten Inbetriebnahme Ende Mai 2023 der stockenden Wald- und Sägewerkswirtschaft unseres Bergkantons neues Leben einhauchen. Das komplett digitalisierte Holzverarbeitungszentrum kann bis maximal 70 000 m³ einschneiden. In einer ersten Phase wird eine Einschnittmenge zwischen 40 000 m³ bis 50 000 m³ angestrebt.

Das Projekt «resurses2025» leistet einerseits einen bedeutenden Beitrag an die Steigerung der Wertschöpfung innerhalb unseres Kantons, andererseits werden neue Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Die Exportabhängigkeit des Bündner Rundholzes und die Importabhängigkeit des Schnittholzes wird dadurch massiv reduziert. Gleichzeitig wird die Schutzwaldpflege für unsere Bergregionen gefördert und die Bündner Holzkette gestärkt.

Herausforderungen während der Planungs- und Realisierungsphase

Parallel zur Projektidee brach das Coronavirus aus, was die Kommunikation unter den Projektbeteiligten und die eingespielten Projektabläufe erschwerte, jedoch nicht aufhielt. Dank der breiten Unterstützung der Bevölkerung im Surses konnten wichtige Zwischenschritte wie die Übernahme der Parzelle im Baurecht, die Ortsplanrevision und die Baubewilligungsverfahren ohne Erschwernisse gemeistert werden.

 

Bedienerkabine inmitten der hochmodernen Besäum- und Nachschnittkreissäge.

 

Die gesamte Entwicklung und Planung der Liegenschaft und der Anlagen erfolgte in verschiedenen Büroabteilungen durchgehend digital. Unmengen an Daten wurden hin und her geschoben und schlussendlich zentral in der Projektplanungsabteilung der Uffer AG zusammengeführt und aufgearbeitet. Dank der Wahl von deutschsprachigen Anlagelieferanten wurde – neben den technischen Herausforderungen – die Schnittstellenbewirtschaftung aus sprachlicher Sicht vereinfacht.

Die Lieferengpässe beim Armierungsstahl und bei den Elektronikteilen prägten im Frühling 2022 die Herausforderungen der Realisierungsphase. Die Preisschwankungen konnten nur teilweise kompensiert werden, weshalb mit Mehrkosten von rund 10 Prozent kalkuliert wurde.

Rundholzbeschaffung

Die Ressourcensicherheit ist für einen Sägereibetrieb eine existenzielle Grundvoraussetzung. Erfreulicherweise konnten mit diversen Gemeinden, Forstunternehmungen und Holzvermarktungsorganisationen langfristige Lieferverträge abgeschlossen werden. Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse auf dem Areal ist die Lagerkapazität an Rundholz eingeschränkt. Aus diesem Grund ist die Resurses SA auf eine kontinuierliche Anlieferung mit Rundholz angewiesen, was gleichzeitig auch einen hohen Anspruch an die Rundholzlogistik mit sich zieht.

 

Resurses in Zahlen

Maximale Einschnittkapazität                            70 000 m3

Leitsortiment                                                      Fichte, 4 ab

Investitionssumme Sägerei                               24 Mio.

Investitionssumme Energiezentrale                  12 Mio.

Geplante Vollzeitstellen total                            12 – 14

Dachfläche                                                        5000 m2

Trocknungskapazität im Endausbau                 40 000 m3

Verbauter Beton, inkl. Teil Energiezentrale      ca. 3500 m3

Schnittholzbedarf Leimbinder/Holzbau             ca. 1000 m3

Elektrische Anschlussleistung                           2500 kW

Thermische Anschlussleistung                          2000 kW

 

Anlagelieferanten

Mit der Planung der Sägereianlage wurde die im Emmental ansässige Holmag AG beauftragt, die in der Schweiz die Anlagelieferanten EWD, Rudnick & Enner, Baljer & Zembrod sowie Mühlböck vertritt.

EWD

Die Firma EWD (Altötting, DE) hat eine lange Tradition in der Sägereibranche und hat sich bezüglich Technologie und Digitalisierung stets weiterentwickelt. Erstmals seit 1990 unterbreitet die EWD wieder ein Komplettangebot, was der Resurses dient. Das heisst, dass von der Blockbandsäge bis zur Sortieranlage alles aus einer Hand kommt. Dies hat die Planung und Schnittstellenbewirtschaftung deutlich vereinfacht.

Dank dem Programm «Millcontrol» können von der Arbeitsvorbereitung bis zur Anlagesteuerung alle Prozesse erledigt und überwacht werden.

Die Sortieranlage mit den insgesamt 30 Boxen, welche dank der Digitalisierung komplett autonom befüllt und entleert werden.

 

B&Z

Die Rundholzanlage, inkl. Kran, wurde bei der Firma Baljer & Zembrod in Althausen (DE) bestellt. Argumente wie Arbeitssicherheit und Winterdienst haben die Verantwortlichen der Resurses SA dazu bewogen, beim Rundholzmanagement kurzfristig von einer Baggerlösung auf einen Rundholzumschlagwagen auf Schienen umzusteigen.

 

R&E

Die gesamte Entsorgung im Sägewerk erfolgt auf Anlagen der Firma Rudnick & Enners, die sich in diesem Gebiet spezialisiert hat. Die anfallenden Sägereinebenprodukte wie Sägemehl und Holzschnitzel werden auf modernen Anlagen aufbereitet und aus der Sägereihalle befördert, wo sie dann der Energiezentrale zur Weiterveredelung übergeben werden.

 

Mühlböck

In einer ersten Phase wurden vier Trocknungskammern der Firma Mühlböck aufgestellt, was einer jährlichen Trockenkapazität von rund 20 000 m³ Schnittholz entspricht. Mit der vor Ort aus Rinde und Holzschnitzel produzierten thermischen Wärme wird das Holz je nach Bedarf auf einen Feuchtegehalt von 10 bis 15 Prozent heruntergetrocknet. Dank der installierten Wärmerückgewinnung wird verhindert, dass vorgewärmte Umluft aus der Kammer geführt wird, was zu einer erheblichen Einsparung an thermischer Energie führt. In einer zweiten Etappe soll die Kapazität auf 40 000 m³ erhöht werden.

 

Energiezentrale mit Produktion hochwertiger Energieprodukte

Auch bei der Verwertung der anfallenden Reststoffe wird eine grösstmögliche regionale Wertschöpfung angestrebt. So reifte die Idee einer eigenständigen Energiezentrale, die Mitte 2024 fertig erstellt sein und folgende Produkte herstellen wird:

Die Wärmeerzeugung erfolgt mit Rinde und Holzschnitzel. Blick ins Heizhaus mit Rindensilo, Heizkessel- und Filterraum.

 

Produkt Einsatzgebiet

Wärme    Beheizung der Holztrocknungs­anlagen und des Bandtrockners

Pflanzenkohle       Endkonsumentenmarkt

Blockheiz­kraftwerke            Stromproduktion (Eigengebrauch)

PV-Anlage             Stromproduktion (Eigengebrauch)

Holzpellets            Endkonsumentenmarkt

Holzschnitzel         Endkonsumentenmarkt

 

Die hochwertigen Primärstoffe aus dem Sägewerk werden voll automatisiert und in fein abgestimmten Rezepturen den verschiedenen Produktionsanlagen zugeführt. Damit entsteht eine hocheffiziente und zeitgemässe «Energiefabrik», die genau zur «richtigen» Zeit die «richtigen» Produkte herstellt. Mit diesem Verfahren leistet die Resurses SA Pionierarbeit bezüglich Kreislaufwirtschaft und Förderung der durchgehenden Nutzung der Ressourcen Wald und Holz.

 

Wer profitiert, trägt Verantwortung – so einfach ist das

Im Zusammenhang mit dem Projekt «resurses-2025» wurde die Stiftung «pigna verde» gegründet. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, die Sensibilität für die Umweltprobleme in unserer Bergregion zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden gemeinsam mit den Förstern der holzliefernden Gemeinden laufend Umweltprojekte initiiert, die den Schutzmechanismus des Waldes fördern. Zudem trägt der Anbau neuer Baumarten auch der CO²-Reduktion bei. Die Stiftung «pigna verde» soll bei den Nutzern der heimischen Ressourcen das Verantwortungsbewusstsein stärken und mit einfachen und konkreten Aktionen Enkeltauglichkeit beweisen.

Ein gesunder Baum wächst Jahr für Jahr in die Höhe und überlebt uns bei Weitem. Deshalb ist «pigna verde» ein Generationenprojekt. Die Stiftung investiert in die Zukunft und engagiert sich für die nächsten Generationen. www.pignaverde.swiss

 

Gian Andri Capeder ist seit Januar 2021 Geschäftsführer der Resurses SA.