Apis zu inschna Voorfààra
Obarsàxa het frianer «Supersaxa» gheissa. Net apa wil d Obarsàxar üss Sàchsa cho sind. Au net wil dia Waltscha d Obarsàxar so super gfunda heint. Inschi Gmeind ischt obam Groossa Tura, wà vu Tàvanààsa dirààb und üss geit bis gan Ilànz. Im Mittalààlter het Obarsàxa alliwiil aman àndara Varwààltar gheert. Àna 765 nàà Chrischti Geburt het dr Churar Bischof Tello, Obersàxa dm Chlooschtar Disentis vrmàcht. Speeter het de ds Chlooschtar Obarsàxa dm Chinig Otto I. gga und deer hets de bààld dm Bischtum Churr zrugg gga. Vu dart heints de im 13. Jh. d Friiharra vu Rhäzüns ubarnu. As hin und har ischt das frianer gsi. Bis zu dera Zit heintsch z Obarsàxa nu Waltsch gredat. Eerscht im 12. Jh. sind an Schuppa Wàlsar samt ina Robi ubar d Pass ga Graubinda cho. Wiasoo schii ina Heimat im Wàllis varlàà heint, weiss ma net gnau. Vilicht heint sch daheima z wenig Plàtz und asoo au z wenig z Assa gha. Uf jeda Fàll het na Obarsàxa gfàlla und schii heint zeerscht dart ghüsat, wà hit inschi Àlpana sind. Dàs heint sch net gmàcht, wil sch gaara Àlplaluft gha heint. Schii heint net wella Chràch brcho mit da waltscha Obarsàxar, wà vor ina dàà gsi sind. D Wàlsar sind as schàffigs und gschiggts Volch gsi und heint gwissa, wia ma in dera Heechi ubarlaba chà. Gglich sind schii àlbig teifar ààpa cho und heint schi mit da Waltscha varmischt. Und bààld het ma z Obarsàxa mee Titsch as Waltsch gredat. Asoo ischt Obarsàxa zun ara titscha Insla zmitscht im waltscha Gebiat cho. Àbar gràt wil d Obarsàxar nü waltschi Nàchpüüra gha heint, wà net Titsch chenna heint, heint sch gweenli au nu achlei Waltsch glaarnat und ditz und ans vu dera Sprààch ubarnu. Vill dara Weertar brüücha war hit nu und wissant blooss me, wàhara dia chomant. Üss «Obarsàxartitsch in dr Schual».
Abb. 1: Als Zeitzeugen und als Erinnerung an einen Zweig der Landwirtschaft, steht seit 1985 z Lorischboda (zwischen Meierhof und Affeier) eine Hischt. (Bild: L. Suppiger-Geissler).
Inschi Sprààch; ds Obarsàxar Titsch
«Im Gefüge der deutschen Dialekte ist das Walserdeutsch eine Sprache von ganz besonderer Einmaligkeit, hervorgerufen durch sein archaisches Erscheinungsbild, durch Verflechtungen mit der romanischen Nachbarsprache, durch gewisse eigene Neuerungen und – schliesslich – durch die ihm eigene Sonorität», schreibt Paul Zinsli, der Walserkenner.
Diese Feststellung trifft für unsere Walsergemeinde ganz besonders zu. Die Sprachkultur wurde im Verlaufe der Jahrhunderte – so paradox es tönen mag – gerade durch die Romanen konserviert und auch mitgeprägt. Erst die bessere Erschliessung, der Fremdenverkehr und die vermehrte Ansiedlung von anderen Schweizerdialekten leisten dem Abgang des Obersaxer Dialektes Vorschub (Anpassung, Weglassung von Spezialausdrücken).
Die Obersaxer Mundart hebt sich durch besondere Lautmerkmale vom übrigen Walserdeutsch in Graubünden ab. Beispiele: ü wird zu i, ö zu e. Hier heisst es: fiif, filla, Mili; reeschta, leescha, Feena, Eel. An anderen Bündner Walserorten sagt man: füüf, fülla, Müli, rööschta, lööscha, Ööl.
Der Fortschritt, die Modernisierung der Landwirtschaft, des Handwerks, des Verkehrs und des Haushalts sowie die veränderte Lebensweise haben sehr viele Gegenstände, Geräte, Bauten, Arbeiten usw. in Vergessenheit geraten lassen.
«Wir zählen uns zu den Westwalsern, und unsere Wurzeln sind im Goms zu suchen. Unser Wortschatz wurde im Laufe der Zeit mit sehr vielen romanischen Ausdrücken durchsetzt. Einige fremdsprachige Ausdrücke wurden aber sicher schon aus dem Wallis mitgenommen oder z. B. durch Söldner importiert.» (Maria Ettlin-Janka, Inschi Sprààch, 1995)
Mit der Fusion, vom 1. Januar 2015, der Gemeinden Obersaxen und Mundaun, gelten die romanische und deutsche Sprache als Amts- und Schulsprachen in Gemeindeangelegenheiten. In der Gemeindeverfassung vom November 2015 ist festgehalten, dass die Gemeinde die rätoromanische Sprache und das «Obarsàxar Titsch» nachhaltig zu fördern hat. Der Kindergarten und die Primarschule werden in deutschsprachigen und romanischsprachigen Abteilungen geführt. Die Oberstufenschule wird in Deutsch unterrichtet.
Abb. 2: Hischt auf dem Schnaggabial um 1960. (Bild: F. Geissler-Alig)
Jahresheft
Die Pro Supersaxa gibt jährlich ein Jahresheft für die Mitglieder und weitere Interessierte heraus. Darin werden die Ereignisse in der Gemeinde, in den Vereinen, in Sport und Kultur in einer Chronik erwähnt. Bis zum Jahresheft 2015 wurden zudem Namen, Orte, Bauten, Geräte und Traditionen beschrieben. Seit dem Jahresheft 2016 wird jeweils ein Schwerpunktthema vertieft bearbeitet.
Zum Thema Wald finden wir im Jahresheft 2008 eine ausführliche Zusammenstellung von Maria Ettlin-Janka.
Holz, das einzige verkaufbare Urprodukt des Obersaxer Waldes, einst mit Verkaufsverbot ausserhalb der Gemeinde belegt.
Für die Bedeutung des Waldholzes im Finanzhaushalt der Gemeinde, Zahlen aus der Gemeinderechnung von 1956: Nettoertrag Forstwesen Fr. 99 000.00, (55 % der totalen Gemeindeeinnahmen stammten aus dem Wald).
In der Waldordnung 1703 wurde Folgendes festgehalten: «… ein jeder bey seinem Gewissen sich schonen soll, jung Holss an Lathen oder Hist Holss oder ander kleine Hols sein Überfluss zu treiben …»
Abb. 3: Pfarrer Christian Herrmann mit der Holzergruppe ca. 1924. (Bild: Archiv PSO)
Hischt
Bis 1961 gehörten Hischten zum Ortsbild der Höfe von Obersaxen. 1987 waren es nur noch drei. Durch den Rückgang der Getreideanbaufläche (von 1943 85 ha, bis 1980 5 ha) waren Hischten zum Ausreifen der Getreidegarben nicht mehr gefragt. Das Nachreifen auf den Hischten dauerte je nach Witterung zwei bis vier Wochen bevor die Garben dann auf den Heustall zum Dreschen gebracht wurden. Einen ausführlichen Bericht zu den Hischten finden Sie im Jahresheft von 1989.
Auf der Suche nach einem Logo für den Verein Pro Supersaxa haben wir uns, ganz nach den Zielen des Vereins, «Sprache, Sitten und Gebräuche zu erhalten» für die Hischt entschieden.
Chilchabeech üss Obarsàxar-Holz
Bevor das Gewerbe und der Tourismus in Obersaxen Einzug gehalten haben, war der Erlös aus dem Holzverkauf die grösste Einnahme der Gemeinde. Der Zavrààgawààld war der beste Holzlieferant. Das fein-jährige Holz war sehr gefragt. Auch Pfarrer Christian Herrmann aus Obersaxen-Friggahüss, der ab 1920 in der Herz-Jesu-Kirchgemeinde in Zürich-Wiedikon tätig war, bat seine Heimatgemeinde um Unterstützung für den Bau einer neuen Kirche und wurde mit Zavrààgarholz für die Kirchenbänke beschenkt. Die Waldarbeiter rüsteten das Holz am Zircharwagg und die Fuhrmänner transportierten es nach Tavanasa auf die Bahn.
Abb. 4: Veehgàda mit Maijasasshitta. (Bild: Ursina Wild-Schwarz)
Veehgàda und Maijasasshitta
Auf dem Weg von Tobel nach Zarzana befindet sich ein alter Viehstall und eine Maijasasshitta, welche von Vereinsmitgliedern im ursprünglichen Stil restauriert und erbaut wurden. Im Stall befinden sich alte Geräte aus früheren Zeiten und die Maijasasshitte ist so ausgebaut und eingerichtet, wie sie die Bauern früher nutzten um im Mai/Juni Käse und Britschi (Butter) herzustellen. Der Verein Pro Supersaxa bietet Führungen an, bei der Sie Ihr eigenes Britschi herstellen, die Geschichte der Landwirtschaft von Obersaxen und ds Obarsaxartitsch kennenlernen.
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.
Abb. 5: Innenansicht Maijasasshitta. (Bild: Ursina Wild-Schwarz)
Lisbeth Suppiger-Geissler ist Co-Präsidentin des Vereins Pro Suppersaxa.