Können Sie Ihren Betrieb kurz vorstellen?
Unser Betrieb ist eine Zimmerei & Sägerei mit Holzhandel in Ramosch im Unterengadin. Wir beschäftigen zehn Zimmerleute, zwei Zimmermannslehrlinge und drei Sägerei-Mitarbeiter. Die Marangunaria Beer SA haben meine Frau und ich im Jahr 2015 gegründet. Nach fünf Jahren reinen Zimmereibetriebs konnten wir die Räumlichkeiten mit der bestehenden Sägerei der Firma Resgia Koch in Ramosch übernehmen. Seither schneiden wir total ca. 1000 fm ein – und die Tendenz ist steigend.
Michi Beer, Geschäftsführer der Marangunaria Beer SA: «Den Wert der einheimischen Bäume erkennen und schätzen, dazu gehört sicher auch unser Föhrenholz.»
Wie lange wird bei Ihnen schon mit Föhrenholz gearbeitet, und woher stammt die Idee?
Auf der Suche nach einer Alternative zum Arvenholz, vor allem im Aussenbereich, sind wir vor circa drei Jahren auf die Föhre gestossen.
Wo und wie verwenden Sie in Ihrem Betrieb Föhrenholz?
In erster Linie verbauen wir das Föhrenholz im Aussenbereich. Das Föhrenholz eignet sich vor allem sehr gut für Terrassenböden, Balkongeländer sowie für Fassaden. Wichtig dabei ist, splintfreie Föhrenbretter zu verwenden, da der Splint wenig beständig ist und durch spezielle Pilze blau wird. Diese Seitenware verarbeiten wir weiter zu Latten oder verleimen sie zu Ständerholz.
Die Zimmerei und Sägerei Beer SA in Ramosch im Unterengadin setzt voller Überzeugung auf einheimisches Föhrenholz.
Sie schneiden in Ihrer Sägerei auch selbst Holz ein, darunter auch Föhrenholz. Wie verhält sich das Holz beim Einsägen und worauf muss geachtet werden?
Ca. ein Drittel unseres jährlichen Einschnitts ist Föhrenholz, welches wir anschliessend zu fast 100 Prozent in unserer eigenen Zimmerei verarbeiten. Weil die Föhre sehr harzhaltig ist, lässt sie sich am besten in gefrorenem Zustand schneiden. Im Gegensatz zur Fichte, die man auch gut im Sommer schneiden kann, verklebt beim Einschneiden der Föhre im Sommer das Sägeblatt. Das Einschneiden ist überaus angenehm, weil sie sehr gut duftet.
Gibt es Unterschiede punkto Verwendung von Föhrenholz früher und heute?
Früher wurde das Föhrenholz insbesondere für Fenster sowie für «Billigmöbel» gebraucht. Dadurch erhielt es einen eher geringen Stellenwert in der Bevölkerung. Heute ist das etwas anders: Föhrenholz wird immer mehr als «günstigerer» Ersatz für Arvenholz verwendet, auch wenn es oft noch ein wenig Überzeugungsarbeit braucht …
Severin Koch, Lernender im 4. Lehrjahr: «Ich arbeite gerne mit einheimischem Föhrenholz, es riecht gut und ist angenehm anzufassen.»
Welches sind die Vor- und Nachteile von Föhrenholz in der Zimmerei?
Es ist eine einheimische Holzart, die sich bei unserem Klima im Engadin speziell gut für den Aussenbereich eignet. Selbstverständlich kann die Föhre nach Belieben auch im Innenbereich verwendet werden. Im Prinzip kann Föhrenholz auch für Tragkonstruktionen eingesetzt werden (dafür gibt es aber leider noch keine offiziellen Normen). Als Nachteil könnte man erwähnen, dass der Splint für den Aussenbereich nicht geeignet ist. Deshalb kommen für unseren Gebrauch nur Bäume mit grösserem Durchmesser infrage.
Welche Föhrenarten, Sortimente und Qualität brauchen Sie?
Wir verwenden ausschliesslich einheimische Föhre mit einem Mindestdurchmesser von ca. 30 cm (weil der aussenliegende Splintanteil abgeschnitten wird). Im Engadin wächst die Föhre sehr langsam und ist dadurch im Vergleich zur schwedischen Föhre viel feinjähriger und somit auch vielseitiger einsetzbar.
Wie sieht die Föhrenholz-Beschaffung im Kanton Graubünden aus, sind die Forstbetriebe bereit und könnten Föhrenholz bereitstellen?
Wie es generell im Kanton Graubünden ist, können wir nicht genau sagen. Im Unterengadin wird das Föhrenholz meist als Industrieholz ins Ausland verkauft. Es würde genügend Föhrenholz zur Verfügung stehen, das Potenzial wurde aber noch nicht erkannt, und somit ist die Nachfrage noch zu klein. Wir arbeiten sehr gut und eng mit dem Forstamt Valsot zusammen, welches uns immer mit schönen Föhren beliefert.
Arbeiten Ihre Angestellten gerne mit Föhrenholz?
Das Arbeiten mit Föhrenholz ist im Allgemeinen sehr angenehm, weil es sehr gut riecht und, da es eher weich ist, einfach zu bearbeiten ist.
Abb. 4: Das ganze Team der Marangunaria Beer SA ist motiviert, auch weiterhin einheimisches Föhrenholz zuverarbeiten. (Bilder: Marangunaria Beer SA)
Wird in der Ausbildung Föhrenholz thematisiert?
Nein – leider nicht. Auch hier wurde das Potenzial noch nicht erkannt!
Könnte die Verwendung von Föhrenholz gefördert werden?
Ja, unbedingt. Wir müssen vermehrt auf unsere Werte vor Ort zurückgreifen und mit dem arbeiten, was unsere Natur hergibt, anstatt Holz aus verschiedenen Ländern zu uns zu transportieren. Holz ist ein Naturprodukt. Kein Brett, das wir verarbeiten, ist gleich wie das andere. Dies sollte nicht als Nachteil angesehen, sondern genau als das Besondere geschätzt werden.
Haben Sie noch ein Schlusswort zum Thema Föhrenholz?
Nachhaltigkeit, Klimaneutralität sowie Energiekrise sind in aller Munde. Mit der Wertschätzung von einheimischen Produkten kann konkret etwas bewirkt werden, um die Lage zu verbessern. Aber wollen das die Leute? Das Potenzial dafür ist da. Es gilt, die heimischen Werte zu erkennen und sie zu schätzen – dazu gehört sicher auch unser Föhrenholz.