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Candinas SA – ein Unternehmen mit Tradition und Innovation

Die Candinas SA ist ein vielfältiges Forstunternehmen mit Sitz in Untervaz und Rabius, das sich auf die Holzernte im Gebirgswald spezialisiert hat. Ursprünglich als Transportunternehmen in Rabius gegründet, decken wir heute die gesamte Dienstleistungspalette für Arbeiten rund um den Wald ab. Dumeni Candinas

Chronik

Im Jahr 1989 wurde die Firma Candinas SA in Rabius von Meinrad Candinas gegründet. Inspiriert von den Holzerntearbeiten und Seilbahnen seines Vaters, startete der junge und innovative Mechaniker mit Transport- und Forstarbeiten. Schnell erkannte er, dass technische Entwicklungen in der Forstbranche ein grosses Potenzial für die Steigerung von Effizienz und Arbeitssicherheit boten. So baute er einen eigenen Kippmastanhänger aus verschiedenen Komponenten und montierte dazu noch einen Kran am Heck, um das geseilte Holz aufzuarbeiten und zu poltern.

Rechtzeitig zur Bewältigung der grossen Sturmschäden von «Lothar» nahm die Candinas SA im Jahr 2001 das erste Kombiseilgerät der Schweiz in Betrieb. Die maschinelle Aufarbeitung von ganzen Bäumen an der Waldstrasse bedeutete einen gros­sen Wandel für die Branche. Sowohl der Personalbedarf als auch das Risiko von Arbeitsunfällen beim manuellen Entasten der Bäume im Gebirgswald konnten reduziert werden. An den Abladeplätzen der Seilbahnen lagen nach Abschluss der Arbeiten neuerdings grosse Haufen mit Ast- und Kronenmaterial. Wie konnte dieses lockere Material nun sinnvoll geladen und zur Weiterverwertung abtransportiert werden? Darauf fand Meinrad Candinas eine Antwort. Gemeinsam mit dem deutschen Fahrzeugbauer «DOLL» entwickelte er einen LKW, ausgestattet mit einem Holzkran, der diese Asthaufen laden und mit 100 Tonnen Presskraft verdichten kann. Das Transportvolumen kann so um das Sechsfache reduziert werden, was die Transportkosten verringert. Das Material wird auf einem Platz abgeladen und für die thermische Verwertung aufbereitet. Heute wird dieser LKW, genannt «Biotrans», vor allem für den Abtransport von Energieholz aus den Gemeindedeponien und Böschungsmaterial eingesetzt.

Abb. 1: Selbst gebauter Kippmastanhänger mit Kran im Jahr 1992. (Bilder: zVg)

Über die Jahre wurde laufend in neue Technologien investiert. So decken wir heute die ganze Kette vom stehenden Baum im Wald bis hin zum Rundholz im Sägewerk oder zum Hackschnitzel in der Heizung ab. Im Jahr 2017 baute die Candinas SA einen neuen Werkhof mit Bürogebäude in Untervaz. Mit den zwei Standorten in Untervaz und Rabius sind wir heute bestens aufgestellt und können vor allem auch saisonale Schwankungen in der Auslastung, welche wetterbedingt auftreten können, ausgleichen.

 

Abb. 2: Bereitstellung von Rundholz aus der Gemeinde Obersaxen für die regionale Verwertung.

 

Meilensteine Candinas SA

1989        Unsere Geburtsstunde: Die Candinas SA mit Sitz in Rabius wird gegründet

1993        Neubau des Werkhofs in Rabius

1999        Anschaffung des ersten Kombiseilgeräts

2012        Ausbau der Verfahrenspalette: Investition in einen Holzvollernter mit Traktionswinde

2015        Erfolgreicher Abschluss des ersten Forstwartlehrlings in unserem Unternehmen

2017        Zusätzlicher Standort mit dem Neubau des Werkhofs in Untervaz

2018        Erstes Fahrzeug für die Auslieferung von Holzpellets

2021        Ausbau Dienstleistungen: Felstechnik wird als neuer Teilbereich integriert

2022        Geschäftsübergabe an die nächste Generation

 

Candinas SA in Europa tätig

Die Fachkompetenz unserer Mitarbeitenden und der Einsatz effizienter Holzerntesysteme im Seilkrangelände eröffneten uns die Möglichkeit, diese Verfahren in Regionen einzusetzen, wo der Seilkran noch nicht etabliert war. So konnten wir – vor allem zur Überbrückung der Wintermonate – in verschiedenen Regionen ausserhalb der Schweiz Holzschläge übernehmen. Wir führten Arbeiten bei deutschen Bundesforsten aus, in der Sächsischen Schweiz, in der Region von Dresden, in Nordrhein-Westfalen und in weiteren Regionen Deutschlands. Im Jahr 2005 führte die Candinas SA nach einem Sturm in der Slowakei grössere Holzschläge aus. So waren bis zu zehn Mitarbeitende während sechs Monaten in der Hohen Tatra im Einsatz. Das Holz wurde ab Stock gekauft und die Rundholzabnehmer waren dieselben österreichischen Kunden, die von der Candinas SA aus der Schweiz beliefert wurden. Das Industrieholz wurde per Eisenbahn an bestehende Kunden nach Italien verkauft. Wir «Schweizer» waren immer sehr willkommen. Die Verlässlichkeit und Art und Weise, wie unsere Mitarbeitenden gearbeitet haben, wurden von den Kunden stets sehr geschätzt.

Abb. 3: Jedes Verfahren kommt am richtigen Ort zum Einsatz.

Das Arbeiten in der Slowakei stellte uns vor grosse zusätzliche Herausforderungen in Bezug auf Korruption. Die Verantwortlichen der lokalen Forstbehörde waren sich solche Machenschaften gewohnt und versuchten immer wieder, «die hohle Hand» zu machen. Die Erfahrung, dass durch die Gemeindebehörde und den Förster unterzeichnete Verträge plötzlich ihre Gültigkeit verloren haben, hat für einiges Kopfzerbrechen gesorgt. Natürlich hätte man das Problem mit Geld «regeln» können. Weil das für uns nicht in Frage kam, wurden über die Schweizer Botschaft in Bratislava die richtigen Kontakte im staatlichen Forstdienst aktiviert, um nicht in den Korruptionssumpf hineingezogen zu werden. Nach diesen Ereignissen schätzen wir es umso mehr, in einem Rechtsstaat wie der Schweiz leben und arbeiten zu können.

Nach der Aufhebung des Mindestkurses im Jahr 2015 waren die Preise für Arbeiten im EU-Raum für uns nicht mehr kostendeckend.

 

Unser Service im Forst- und Transportbereich

Mit unserem breit aufgestellten Maschinenpark können wir unseren Kunden im Forstbereich das richtige Verfahren am richtigen Ort anbieten. Auch in Graubünden kann die vollmechanisierte Holzernte sinnvoll eingesetzt werden. Entscheidend ist, dass dabei verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Dazu zählen vor allem die Geländeeigenschaften, die Bodenbeschaffung, der Waldbestand und nicht zuletzt die Witterung während der Ausführung. Durch den Einsatz der Traktionswinde am Vollernter sowie am Forwarder kann verhindert werden, dass durch Schlupf der Reifen Schäden und Spuren am Boden entstehen. Durch das Ablegen von Astmaterial in den Rückegassen wird der Waldboden zusätzlich geschont. Richtig eingesetzt, kann die vollmechanisierte Holzernte für den Waldbesitzer nicht nur wirtschaftlich, sondern auch eingriffstechnisch interessant sein. Dank einer guten Planung der Gassen kann gezielt in den Bestand eingegriffen werden und es entstehen flexiblere Möglichkeiten als bei einer geraden Linienführung mit der Seilbahn. Durch den Einsatz eines Zufällers und einer Zuzugswinde am Vollernter können die Gassenabstände gross gehalten werden.

Im Seilkrangelände macht es keinen Sinn, vollmechanisierte Holzschläge durchzuführen. Deshalb bieten wir unseren Kunden auch in diesem Gelände alle möglichen Verfahren an.

Um Holzschläge effizient durchzuführen und um möglichst kurze Sperr- und Wartezeiten auf den Waldstrassen zu gewährleisten, ist eine schnelle Holzabfuhr unabdingbar. Mit unserem Fahrzeugpark sind wir perfekt eingerichtet, um die Rundholztransporte optimal zu disponieren. Für die Sicherstellung einer laufenden Abfuhr des Rundholzes können wir auf langjährige Abnehmer zählen. Dazu gehören auch kleinere regionale Sägewerke. Allerdings sind wir nach wie vor auf Holzlagerplätze bei den Gemeinden angewiesen, welche in Graubünden leider zunehmend knapp werden.

Abb. 4: Erstellung von Steinschlagnetzen mit einem Energieaufnahmevermögen von bis zu 8000 kJ.

Trotz eines anhaltenden Booms im Holzbau verlangt der Rundholzmarkt immer noch sehr viel Flexibilität von allen Teilnehmern. Nachfrage- und Preisschwankungen haben uns auch im letzten Jahr zum Teil stark gefordert. Wir als Unternehmer sind da­rauf angewiesen, eine möglichst konstante Auslastung zu erreichen. Die öffentlichen Beiträge für die Schutzwaldpflege ermöglichen hierbei, Holzschläge durchzuführen, auch wenn der Erlös aus dem Rundholz die Kosten nicht mehr decken kann.

 

Wenn der Schutzwald allein nicht ausreicht

Vor allem in Graubünden unterstützen wir Waldbesitzer bei der Pflege ihrer Schutzwälder, um deren Schutzfunktion sicherzustellen oder zu verbessern. Können die Schutzfunktionen durch den Schutzwald nicht mehr gewährleistet werden, müssen oft technische Bauwerke erstellt werden. Durch den Einfluss des Klimawandels wird die Sicherstellung der Schutzwaldfunktion in Zukunft womöglich noch herausfordernder sein. Die Errichtung technischer Bauwerke wird dabei eine wichtige Rolle spielen, um die Verkehrsinfrastruktur und Wohngebiete zu sichern. Seit dem Jahr 2021 bieten wir auch in diesem Bereich ein breites Spektrum an Dienstleistungen wie Steinschlagnetze, Lawinenverbauun­gen, Felsräumungen und Felsabdeckungen an. Viele dieser Arbeiten erfordern spezialisiertes Know-how und werden am hängenden Seil ausgeführt.

 

Dumeni Candinas ist Forstingenieur FH und Geschäfts­führer der Candinas SA.